Sudan:Militär nimmt al-Baschir fest und übernimmt die Macht

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Es werde eine von den Streitkräften geführte zweijährige Übergangsphase geben, teilte Sudans Verteidigungsminister Awad Ibn Auf in einer TV-Ansprache mit. (Foto: AFP)
  • Sudans Militär hat Staatschef Omar al-Baschir festgenommen und die Macht übernommen, der Verteidigungsminister kündigte eine zweijährige Militärregierung an
  • Anlass für den Putsch waren offenbar die heftigen Proteste gegen al-Baschir.
  • Ausgelöst durch eine Wirtschaftskrise protestierten seit Monaten Zehntausende gegen al-Baschir, der das Land im Nordosten Afrikas seit 30 Jahren mit harter Hand regierte.

Was zunächst wie ein erzwungener Rücktritt wirkte, ist offenbar ein Militärputsch: Die sudanesische Armee ergreift laut dem Verteidigungsminister des Landes für die nächsten zwei Jahre die Macht im Sudan. Sie setze die Verfassung aus und schließe die Grenzen und den Luftraum, sagte er am Donnerstag in Uniform im staatlichen Fernsehen. In zwei Jahren werde es eine Wahl geben. Das Militär habe Präsident Omar al-Baschir festgenommen.Unterdessen haben sich die Straßen der Hauptstadt Khartum mit Zehntausenden Menschen gefüllt, die al-Baschirs Abtritt feiern.

Bereits zuvor hatten Medien und Nachrichtenagenturen gemeldet, dass der autoritäre al-Baschir zum Rücktritt gezwungen werde. Dem in Dubai ansässigen Fernsehsender Al Hadath zufolge gibt es Konsultationen, einen Militärrat einzurichten, der die Macht übernehmen solle.

Die staatliche Nachrichtenagentur Suna meldete, alle politischen Gefangenen sollten freigelassen werden, ohne einen konkreten Zeitpunkt zu nennen. Sudanesische Aktivisten sagten, Hunderte wegen der monatelangen Proteste gegen Al-Baschir inhaftierte Demonstranten seien bereits freigekommen.

Grund für den Putsch waren offenbar die monatelangen Proteste. Auslöser waren Preiserhöhungen für Nahrungsmittel und andere Waren des Grundbedarfs. Seit der ölreiche Süden des Landes 2011 die Unabhängigkeit erlangte, rutschte Sudan in eine schwere Wirtschaftskrise.

Was im Dezember als eine spontane Aktion begonnen hatte, weitete sich schnell in organisierte Demonstrationen in mindestens 35 Städten aus, bei denen Oppositionsführer im ganzen Land den Rücktritt von al-Baschir forderten. Dieser lehnte dies bislang allerdings ab, mit der Begründung, die Wahlen im kommenden Jahr abwarten zu wollen. Im Februar rief er den Ausnahmezustand aus und ernannte eine neue Regierung.

Die Demonstrationen spitzten sich seit dem Wochenende zu, Tausende Menschen versammelten sich täglich zu einer Sitzblockade vor der Zentrale der Streitkräfte, die auch gleichzeitig die Residenz von Al-Baschir ist. Die Sicherheitskräfte gingen teilweise mit scharfer Munition vor und töteten einem Ärzteverband zufolge mindestens 22 Demonstranten.

Al-Baschir kam 1989 durch einen durch die Muslimbrüder gestützten Putsch an die Macht und ging von Anfang an gegen politische Gegner vor. Er ist nach Algeriens Präsidenten Abdelaziz Bouteflika der zweite Machthaber in der Region, der in diesem Monat zurücktritt.

© SZ.de/dpa/rtr/areu/jsa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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