Streit um iranisches Atomprogramm:Teheran stimmt Uranaustausch zu

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Kompromiss im Atomstreit: Iran hat sich mit der Türkei und Brasilien auf eine Urananreicherung im Ausland geeinigt. Der Westen ist weiterhin skeptisch.

Iran hat sich im Streit um sein Atomprogramm kompromissbereit gezeigt und einer Urananreicherung im Ausland zugestimmt. Die Islamische Republik, die verdächtigt wird, unter dem Deckmantel eines zivilen Atomprogramms nach Kernwaffen zu streben, erklärte sich in einem Abkommen mit der Türkei und Brasilien bereit, schwach angereichertes Uran in der Türkei gegen Brennstäbe zu tauschen. Erste Reaktionen aus dem Westen zeigen sich allerdings nur verhalten optimistisch.

Brasiliens Präsident Lula da Silva und Irans Staatschef Ahmadinedschad treffen sich am 16. Mai in Teheran - um in der Atomfrage eine Einigung zu erzielen. (Foto: Foto: dpa)

Knackpunkt für die Einigung, die auf einem Vorschlag der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA beruht, ist die Übergabe des Materials auf türkischem Boden. Bislang hatte die Islamische Republik auf einem Tausch auf ihrem Gebiet bestanden. Der auch von den Vereinten Nationen favorisierte Kompromiss sieht vor, dass Iran sein niedrig angereichertes Uran nicht selbst anreichert, sondern dafür ins Ausland schickt.

Im Gegenzug soll das Land atomaren Brennstoff für einen Reaktor erhalten, der Isotope für die Krebsbehandlung herstellt.

Damit sollte eine internationale Aufsicht über die Uranverarbeitung sichergestellt werden. Insgesamt sollen 1200 Kilogramm schwach angereichertes gegen höher angereichertes Uran zur medizinischen Forschung getauscht werden.

Brasilien und die Türkei hatten als nicht-ständige Mitglieder des UN-Sicherheitsrats die festgefahrenen Verhandlungen über einen Kompromissvorschlag zur Auslagerung der Uran-Anreicherung wieder aufgenommen. Die Initiative der beiden Länder galt als wohl letzter Vermittlungsversuch, bevor die Vereinten Nationen ihre Sanktionen gegen Iran verschärfen.

Der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad rief die ständigen Mitglieder des UN-Sicherheitsrats und Deutschland umgehend auf, die Verhandlungen über das umstrittene Atomprogramm wieder aufzunehmen.

Nach der Unterzeichnung des Vertrags sei es an der Zeit für Gespräche, die auf "Ehrlichkeit, Gerechtigkeit und gegenseitigem Respekt basieren", erklärte er. Der türkische Außenminister Ahmet Davutoglu sagte, mit der Einigung seien neue Sanktionen gegen Iran hinfällig.

Iran hatte dem Kompromiss im Oktober zwar grundsätzlich zugestimmt, aber weitere Bedingungen gestellt, die von den Verhandlungspartnern als inakzeptabel zurückgewiesen wurden. Eine Forderung war der Austausch des Urans in Iran statt im Ausland.

Nach Ansicht der Bundesregierung kann der Vertrag ein Abkommen mit der IAEA nicht ersetzen. Es sei "nach wie vor wichtig", dass Teheran mit der IAEA eine Vereinbarung schließe, sagte Vize-Regierungssprecher Christoph Steegmans. Der "springende Punkt" sei, ob Teheran die Uran-Anreicherung im eigenen Land aufgebe.

Teheran will aber weiterhin selbst radioaktives Material anreichern. Iran werde die Produktion von auf 20 Prozent angereichertem Uran "auf seinem Territorium" fortsetzen, sagte Außenamtssprecher Ramin Mehmanparast nach der Vertragsunterzeichnung.

Auch Frankreich äußerte sich skeptisch zum angeblichen Zugeständnis Teherans. "Der Austausch von Uran ist nur eine vertrauensbildende Maßnahme", erklärte das Außenministerium. "Täuschen wir uns nicht: Eine mögliche Lösung der Frage des Teheran-Forschungsreaktors würde das Problem des iranischen Atomprogramms in keiner Weise regeln."

© sueddeutsche.de/Reuters/dpa/AFP/ehr/woja - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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