Bosbach stimmt immer mit Nein, wenn es um die Euro-Rettung geht. Und erklärt das auch gerne öffentlich in Talkshows. Er ist inzwischen der prominenteste Euro-Rettungs-Kritiker innerhalb der Unionsfraktion. Im Oktober 2011 platzte Pofalla der Kragen. Auf einer Sitzung der NRW-Landesgruppe krallte er sich Bosbach und beschimpfte ihn wüst: "Ich kann deine Fresse nicht mehr sehen. Du redest ja doch nur Scheiße." Und: "Du machst mit deiner Scheiße alle Leute verrückt."
So viel zur internen Debattenkultur in der Unionsfraktion. So wie Willsch, Bellmann und Frank berichten, ist es seit dem Fall Bosbach nicht wirklich besser geworden. Sie werden von Fraktionskollegen ignoriert, dürfen nicht reden, oder werden blöd angemacht.
Nur hilft der rüde Umgangston nicht. Bosbach hat vor kurzem freiwillig auf seinen Posten als Vorsitzender des Innausschusses verzichtet. Die Zahl der Abweichler ist auf 60 angewachsen. Anfangs waren sie nur ein kleines Häuflein versprengter Einzelkämpfer.
"Damit disqualifiziert er sich als Vorsitzender"
"Offenbar liegen die Nerven blank", soll ein Mitglied der Fraktionsführung dem Kölner Stadtanzeiger gesagt haben. Mit seinen öffentlichen Drohungen greife Kauder "zum letzten Mittel". Der von Kauder geschasste Abgeordnete Funk findet: "Damit disqualifiziert er sich als Vorsitzender." Seine Leidensgenossin Bellmann befürchtet: Wenn immer alle Nein-Sager entmachtet würden, "hat die Union bald ein Besetzungsproblem".
Kauders Sätze zielen auf Abgeordnete wie Andreas Mattfeldt ab. Der sitzt für die Union im Haushaltsauschuss und hat gegen Merkels Griechenland-Politik gestimmt. In seinem Blog schreibt er: "Ich lasse mich nicht einschüchtern, stehe nach wie vor zu meiner Meinung, die ausschließlich meinem Gewissen unterliegt und hoffe sehr, dass die CDU-Bundestagsfraktion den Aussagen Kauders nicht folgt!"
Eine Sprecherin von Kauder rudert jetzt zurück. Dieser habe selbstverständlich nicht vor, irgendwelche Abgeordnete aus Ausschüssen abzuziehen. Das wird den Ärger allerdings nicht mildern. Kauders großes Glück ist, dass die Fraktion regulär erst Anfang September wieder zusammenkommt. Wäre die nächste Fraktionssitzung schon an diesem Dienstag, ein Aufruhr gegen Kauder wäre wohl kaum zu verhindern. Seinen Appell an den "Korpsgeist", den es in einer Fraktion geben müsse, hätte der Fraktionschef in den Wind schreiben können.