Sri Lanka:Sechs Anschläge waren Selbstmordattentate

  • Explosionen in Kirchen und Luxushotels haben in Sri Lanka mindestens 290 Menschen getötet und mehr als 450 verletzt. Die meisten der Angriffe wurden Regierungsangaben zufolge von Selbstmordattentätern verübt.
  • Laut Polizei gab es 24 Festnahmen; es bekannte sich zunächst jedoch niemand zu den Angriffen.
  • Das Auswärtige Amt bittet deutsche Touristen auf Sri Lanka, sich bei Verwandten und Freunden zu melden.

Die meisten Anschläge vom Ostersonntag in Sri Lanka sind von Selbstmordattentätern verübt worden. Bei sechs nahezu zeitgleichen Attacken auf drei Kirchen und drei Hotels hätten sich sieben Angreifer selbst in die Luft gesprengt, sagte der für die Regierung arbeitende Experte Ariyananda Welianga der Nachrichtenagentur AP.

Bei den Attacken wurden 290 Menschen getötet. Darunter sollen 35 Ausländer sein, unter anderem aus den Staaten USA, Großbritannien, Portugal, Niederlande und Belgien. Mehr als 450 Menschen wurden verletzt.

Zwei Angreifer hätten das Shangri-La-Hotel attackiert, je einer das Cinamon Grand und das Kingsbury. Drei weitere Personen hätten sich in je einer Kirche in die Luft gesprengt. Zwei weitere Explosionen gab es Stunden nach den Selbstmordattentaten in einem Gästehaus und an einer Überführung am Stadtrand der Hauptstadt Colombo. An einer Zufahrtsstraße zum Internationalen Flughafen wurde ein 50 Kilogramm schwerer Sprengsatz gefunden und entschärft.

Polizei nimmt 24 Verdächtige fest

Die Hauptexplosionen ereigneten sich zwischen 8.30 Uhr und 9 Uhr Ortszeit, als in den Kirchen gerade Ostermessen gefeiert wurden. Der Staatsminister für Verteidigung, Ruwan Wijewardene, sprach bei einer Pressekonferenz von einem "terroristischen Vorfall" und "extremistischen Gruppen". Der Polizei zufolge wurden in der Zwischenzeit 24 Personen in Zusammenhang mit den Attacken festgenommen.

Sie stammten alle aus Sri Lanka, sagte Premierminister Ranil Wickremesinghe in einer Fernsehansprache. Er wolle aber im Ausland um Unterstützung bitten, um herauszufinden, ob die Angreifer Verbindungen zum internationalen Terrorismus hätten. "Wir werden nicht zulassen, dass der Terrorismus in Sri Lanka seinen Kopf erhebt. Alle Maßnahmen werden ergriffen, um den Terrorismus auszulöschen", sagte Wickremesinghe.

Die Regierung verhängte am Sonntag eine Ausgangssperre, die bis Montagmorgen gelten sollte. Schulen und Universitäten blieben zunächst geschlossen. Zudem sperrte die Regierung nach eigenen Angaben vorübergehend den Zugang zu sozialen Medien.

Der südasiatische Inselstaat im Indischen Ozean mit seinen tropischen Stränden ist ein beliebtes Touristenziel, auch für Deutsche und andere Europäer. Dort hatte es seit Jahren keinen größeren Anschlag gegeben. 2009 war ein 26 Jahre dauernder Bürgerkrieg zu Ende gegangen. Die Rebellengruppe der sogenannten Befreiungstiger von Tamil Eelam (LTTE) hatten für einen unabhängigen tamilischen Staat im Norden des Landes gekämpft. Die Tamilen sind mehrheitlich Hinduisten. Die Armee besiegte die Aufständischen schließlich mit aller Härte. Die UN wirft beiden Seiten Kriegsverbrechen vor.

Im mehrheitlich buddhistischen Sri Lanka sind knapp sieben Prozent Christen. Zu ihnen gehören Mitglieder der tamilischen Minderheit und der singhalesischen Mehrheit. 70 Prozent der Bevölkerung sind Buddhisten.

Auswärtiges Amt: "Folgen Sie Anweisungen der Behörden"

Bundeskanzlerin Angela Merkel schrieb in einem Kondolenztelegramm: "Es ist schockierend, dass Menschen, die sich versammelt hatten, um gemeinsam das Osterfest zu begehen, ein bewusstes Ziel dieser hinterhältigen Angriffe waren." Sie fügte hinzu: "Religiöser Hass und Intoleranz, die sich heute auf so schreckliche Weise manifestiert haben, dürfen nicht siegen."

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier erklärte: "Fassungslos und voller Entsetzen verfolge ich die schrecklichen Nachrichten über die feigen Terroranschläge in Sri Lanka, bei denen so viele unschuldige Menschen den Tod fanden und viele mehr verletzt wurden". Und: "Besonders niederträchtig ist, dass zahlreiche friedlich Betende in Gotteshäusern am Ostersonntag Ziel dieser hinterhältigen Angriffe wurden." Weltweit verurteilten Staatschefs die Tat. US-Präsident Trump bot "den großartigen Menschen von Sri Lanka" Hilfe an.

Das Krisenreaktionszentrum des Auswärtigen Amts erklärte: "Die Botschaft Colombo bemüht sich mit Hochdruck um Aufklärung, ob Deutsche betroffen sind. Wenn Sie vor Ort sind: Bleiben Sie den Anschlagsorten fern. Folgen Sie Anweisungen der Behörden." Und: "Sollten Sie auf der Insel im Osterurlaub sein, melden Sie sich bitte bei Ihren Verwandten und Freunden." Was Reisende sonst noch wissen müssen, lesen Sie hier.

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