Sportpolitik:De Maizière zum Anti-Doping-Gesetz: «Erhebliche Wirkung»

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Berlin/Düsseldorf (dpa) - Bundesinnenminister Thomas de Maizière verspricht sich von dem im Bundestag am Freitag verabschiedeten Anti-Doping-Gesetz im Kampf gegen Sportbetrüger viel.

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Berlin/Düsseldorf (dpa) - Bundesinnenminister Thomas de Maizière verspricht sich von dem im Bundestag am Freitag verabschiedeten Anti-Doping-Gesetz im Kampf gegen Sportbetrüger viel.

„Es soll abschrecken und gleichzeitig bei der Aufdeckung von kriminellen Doping-Strukturen helfen“, sagte der CDU-Politiker im Interview der Deutschen Presse-Agentur.

Das Anti-Doping-Gesetz ist im Bundestag in 2. und 3. Lesung verabschiedet worden. Nach der Zustimmung im Bundesrat könnte es noch zum 1. Januar 2016 in Kraft treten. Ist das der Beginn einer neuen Ära im deutschen Sport, in der sich saubere Athleten geschützter fühlen können?

Thomas de Maizière: Mit dem Begriff „neue Ära“ wäre ich zurückhaltend. Wir erhoffen uns jedoch von dem neuen Gesetz eine erhebliche Wirkung. Es soll abschrecken und gleichzeitig bei der Aufdeckung von kriminellen Doping-Strukturen helfen. Erstmals werden Leistungssportler, die Dopingmittel oder -methoden zum Nachteil der Konkurrenten einsetzen, bestraft und gleichzeitig die Sportgerichtsbarkeit gesetzlich gesichert. Beides ist konsequent und richtig.

Wird das Anti-Doping-Gesetz Sportler mehr abschrecken zu dopen als das bisherige Kontroll- und Sanktionssystem?

De Maizière: Diese Hoffnung ist mit dem Gesetz verbunden. Ich möchte aber nicht alle Leistungssportler zu potenziellen Dopern machen. Das wäre ungerecht. Das Sportrecht mit seinem schnelleren und harten Kontroll- und Sanktionssystem bleibt vollumfänglich bestehen und wird durch das Gesetz ergänzt. Die Sportgerichtsbarkeit halte ich für sachgerecht. Das Sportrecht ermöglicht schnelle Entscheidungen. Dies ist vor dem Hintergrund der begrenzten Zeit, die ein Leistungssportler naturgemäß seinen Sport ausüben kann, und besonders vor Wettkämpfen wichtig. Auch das Sportrecht sieht empfindliche Strafen für den Sportler bei Dopingverstößen vor.

Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) hat große Bedenken gegen das Anti-Doping-Gesetz. Ist es ein Gesetz gegen den organisierten Sport?

De Maizière: Nein! Im Gegenteil: Das Gesetz soll den organisierten Sport in seinen Bemühungen gegen Doping unterstützen. Das Gesetz wird helfen, organisierte kriminelle Dopingstrukturen im Sport aufzudecken und zu zerschlagen. Das Gesetz schützt gerade die sauberen Sportler und die Integrität des Sportes. In diesem Ziel sind wir uns mit dem DOSB völlig einig.

Der Bericht der unabhängigen Kommission der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA zu einem offenbar staatlich-unterstützten Doping in Russland hat die Welt aufgeschreckt. Kann die Verabschiedung des deutschen Anti-Doping-Gesetzes in diesem Zusammenhang auch ein Zeichen sein, dass in Deutschland - mit der Vergangenheit eines Staatsdopings in der DDR - so etwas nicht passieren kann?

De Maizière: Nicht nur in der DDR wurde gedopt. Das Gesetz ist eine klare Positionierung Deutschlands, Doping im Sport wie bisher klar zu ächten und hiergegen mit allen dem Staat zur Verfügung stehenden Mitteln konsequent vorzugehen. Bereits jetzt sehen wir, dass auch andere Staaten sich für das deutsche Anti-Doping-Gesetz interessieren. Sollte unser Gesetz Nachahmung finden, würde mich das freuen.

Der Ermittlungsbericht der WADA zu Russland zeichnet das Bild von einem auf den Kopf gestellten Anti-Doping-System: Das Kontrolllabor hat positive Proben von Leichtathleten verschwinden lassen, die Anti-Doping-Agentur und Kontrolleure haben bei der Vertuschung von auffälligen Proben geholfen. Wie hart dürfen und müssen die Sanktionen gegen Russland sein? Wäre ein Olympia-Ausschluss von Russlands Leichtathleten wünschenswert?

De Maizière: Der Bericht der von der WADA eingesetzten unabhängigen Kommission liegt erst seit dem vergangenen Montag vor. Die Kommission hat hierin Empfehlungen ausgesprochen. Die WADA hat bereits einen Tag später erste Konsequenzen gezogen. Ich bin mir sicher, dass die WADA den Bericht der unabhängigen Kommission zügig auswerten und die nötigen Empfehlungen dem Weltleichtathletikverband IAAF und dem Internationalen Olympischen Komitee IOC geben wird. Sowohl die IAAF als auch das IOC werden dann in ihrer Autonomie die richtigen Entscheidungen treffen, um dafür zu sorgen, dass weiter und effektiver als bisher gegen das internationale Doping in der Leichtathletik vorgegangen wird. Die sauberen Sportler und wir Sportbegeisterten werden es danken!

ZUR PERSON: Als Bundesinnenminister ist Thomas de Mazière auch für den Sport zuständig. Sein Ministerium und das von Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) hatten den Entwurf zum Anti-Doping-Gesetz im Wesentlichen vorbereitet.

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