Sportpolitik:Brisante IOC-Wahl zwischen Almaty und Peking

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Almaty oder Peking? Das IOC muss sich auf seinem 128. Kongress entscheiden. (Foto: Jean-Christophe Bott)

Kuala Lumpur (dpa) - Richtiger Schnee oder Kunstschnee, die Berge in Sichtweite oder in weiter Ferne: Das Internationale Olympische Komitee (IOC) muss auf seinem 128. Kongress in dieser Woche in Kuala Lumpur bei der Wahl der Winterspielestadt für 2022 zwischen Almaty und Peking entscheiden.

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Kuala Lumpur (dpa) - Richtiger Schnee oder Kunstschnee, die Berge in Sichtweite oder in weiter Ferne: Das Internationale Olympische Komitee (IOC) muss auf seinem 128. Kongress in dieser Woche in Kuala Lumpur bei der Wahl der Winterspielestadt für 2022 zwischen Almaty und Peking entscheiden.

Und damit zwischen zwei extrem unterschiedlichen Bewerbungskonzepten mit dem gleichen Problem: der Einhaltung der Menschenrechte. „Die IOC-Mitglieder haben eine schwierige Wahl“, sagte IOC-Präsident Thomas Bach, der auf der am Dienstag beginnenden Exekutivsitzung mit den Vorbereitungen auf die Session beginnt.

Chinas Metropole gilt als Favorit und wäre die erste Stadt, die nach den Sommerspielen 2008 auch noch Gastgeber einer olympischen Winter-Ausgabe wäre. Die kasachische Stadt Almaty ist zwar der Außenseiter, hat aber im Laufe der Kandidatur Eindruck gemacht und an Reputation gewonnen. Der britische IOC-Vizepräsident Craig Reedie hat inzwischen das Gefühl, dass Almaty „viel stärker ist und eine bessere Bewerbung hat, als viele Leute das bisher geglaubt haben“. Stimmt die Rollenverteilung also noch? „Das werden wir am Freitag, dem Tag der Wahl, wissen“, meinte Bach mit präsidialer Zurückhaltung.

Das 1,6 Millionen Einwohner zählende Almaty liegt am Fuße des Thien-Shan-Gebirges, auf das pro Jahr bis zu acht Meter Schnee fallen. Die Stadt wirbt mit kompakten Spielen. 70 Prozent der Sportstätten sind höchstens 30 Kilometer vom Olympischen Dorf entfernt, und 80 Prozent der Wettkampfanlagen sind bereits fertig.

Bei Winterspielen in Peking würden die Athleten lange Transportzeiten und Wettbewerbe auf Kunstschnee erwarten. Die alpinen Veranstaltungen sollen in der 90 Kilometer entfernten Yanking Zone ausgetragen werden. Rund 190 Kilometer von Chinas Kapitale entfernt sind in Zhangliakou die Medaillenkämpfe der Biathleten, Langläufer oder Skispringer vorgesehen. Neue Schnellzugverbindungen sollen die Fahrtzeiten verkürzen. Für die Wettbewerbe in Peking sollen sechs Sportstätten, die zum Teil 2008 genutzt wurden, einbezogen werden.

Die Konzepte der beiden Kandidatenstädte liegen weit auseinander, gemeinsam haben sie aber ein Problem: das der Einhaltung der Menschenrechte. „Wir nehmen unsere Verantwortung sehr ernst“, sagte Bach. Das Thema sei mit den Bewerbern besprochen worden. Die Einhaltung der Olympischen Charta sei von beiden Kandidaten garantiert worden. Die Menschenrechtsdebatte bei den Sommerspielen 2008 in Peking hatte dem IOC sehr viel Ärger eingebracht.

„Das IOC hat seine Schlüsse aus der Vergangenheit gezogen“, sagte Alfons Hörmann, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), im Interview der Deutschen Presse-Agentur. Sowohl Kasachstan als auch China würden in der Umsetzung der Pressefreiheit und der Menschenrechte kritisch eingeschätzt. „Diese beiden Themen dürften die größte Herausforderung bei der Umsetzung der Konzepte sein“, meinte Hörmann.

Etwas wehmütig ist er immer noch, dass nicht auch München zur Wahl für die Winterspiele 2022 steht. „Dass es schmerzt, ist klar“, sagte er. „Die Tür haben wir selbst geschlossen in Bayern. Die Bürger haben Nein gesagt.“ Deshalb sei es müßig zu spekulieren, was bei einer Kandidatur Münchens am Freitag herausgekommen wäre. Nun gelte es die Sommerspiele-Kandidatur von Hamburg für 2024 voranzutreiben. „Das Nein für München eröffnet die Chance für ein Ja für Hamburg“, hofft Hörmann.

Mit seinem Vorstandschef Michael Vesper und Bernhard Schwank, Geschäftsführer der Hamburger Bewerbergesellschaft, wird er in Kuala Lumpur bei den IOC-Mitgliedern für das neue deutsche Sportgroßprojekt werben. Die Hansestadt könnte im übrigen noch mehr Konkurrenz bekommen: Nach Boston, Budapest, Rom und Paris erwägt nun auch Toronto eine Olympia-Kandidatur.

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