Spionage:Deutsche Ermittler wissen offenbar nicht, wer die Quelle ist

Für Daniel M. und seinen Helfer allerdings war die Arbeit damit nicht beendet. Laut Haftbefehl sollen sie eine Quelle, also einen Spitzel, im Geschäftsbereich der nordrhein-westfälischen Finanzverwaltung "platziert" haben. Offenbar wissen die deutschen Ermittler nicht, wer das gewesen sein soll. Jedenfalls sollte sie den Schweizer Agenten verraten, wie die Steuerfahnder beim Ankauf von Kundendaten aus der Schweiz vorgingen. Der Ankauf von Bankdaten durch deutsche Steuerbehörden hatte sowohl die Schweizer Finanzinstitute als auch die Regierung in Bern massiv unter Druck gesetzt.

In den Daten fanden sich Beweise dafür, dass Schweizer Banken systematisch das Geld deutscher Steuerflüchtlinge versteckt hatten. Inzwischen hat die Schweiz auf internationalen Druck hin zugesagt, an einem automatischen Austausch von Bankdaten teilzunehmen. Agent M. soll dem Haftbefehl zufolge Anfang des Jahres 2015 die Nachricht erhalten haben, dass sein Spitzel in der Steuerverwaltung in NRW demnächst erste Informationen preisgeben werde. Für die Operation soll der Schweizer Geheimdienst insgesamt 90 000 Euro zugesagt haben, von denen mindestens 60 000 Euro auch an M. und seinen deutschen Partner geflossen sein sollen. Der größte Teil des Geldes soll als "Motivationszahlungen" an unbekannte Personen geflossen seien, die wiederum an der Spionage-Operation beteiligt gewesen seien.

M. wurde am Freitag in einem Frankfurter Hotel festgenommen; den Haftbefehl hatte der Bundesgerichtshof bereits im Dezember 2016 erlassen. Ihm wird Agententätigkeit für eine fremde Macht vorgeworfen.

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