Sohn des Ex-Ministerpräsidenten verlässt die CDU:Teufels Werk und Mappus' Beitrag

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Sein Name stand für Erfolg: Unter Ministerpräsident Erwin Teufel dominierte die CDU in Baden-Württemberg. Dass sein Sohn Thomas jetzt zur FDP übergelaufen ist, markiert das Ende der guten, alten Zeit für die Union im Südwesten. Zumal der junge Teufel nicht der einzige prominente Abgang ist.

Roman Deininger, Stuttgart

Es war im Sommer, als Erwin Teufel den Zustand seiner Partei nicht mehr ertrug. Der ehemalige Ministerpräsident von Baden-Württemberg hatte lange geschwiegen, jetzt ergriff er das Wort. Die CDU, klagte er, sei einmal "die Partei der einfachen Leute" gewesen. Heute habe sie die einfachen Leute offenbar vergessen.

Teufel ist 72 Jahre alt, er könnte einfach bloß Rentner sein in seinem Haus am Fuß des Dreifaltigkeitsbergs in Spaichingen. Doch die Sorge um die Christdemokratie treibt ihn immer noch um.

Sein Sohn Thomas ist diese Sorge nun los. Denn er ist die Partei los. Dabei war er einmal ganz selbstverständlich Mitglied der Union geworden, ganz selbstverständlich saß er im Bezirksvorstand der Jungen Union. Das war zu einer Zeit, als die Konservativen unter seinem Vater und zuvor unter Lothar Späth zumindest in Baden-Württemberg noch frei waren von Selbstzweifeln.

Ein neues Parteiamt - bei der FDP

Thomas Teufel studierte Informatik, arbeitete für den Softwarekonzern SAP und baute dann sein eigenes Unternehmen in der Branche auf. 50 Mitarbeiter hatte er, als er die Firma verkaufte. Inzwischen ist er dort angestellter Geschäftsführer.

Auch ein Parteiamt hat er wieder übernommen: Thomas Teufel ist stellvertretender Vorsitzender des Kreisverbands Tuttlingen - bei der FDP.

Die Südwest-CDU ist seit Mai Opposition in einem Land, das sie bislang für ihr Eigentum hielt. Mit Stefan Mappus an der Spitze erlebte sie bei der Landtagswahl ein Debakel - während Winfried Kretschmann und seine Grünen triumphierten. Es sei immer schade, ein Mitglied zu verlieren, heißt es jetzt in der Union. Aber natürlich ist der Sohn eines berühmten Vaters nicht irgendein Mitglied. Der alte Teufel steht für die gute alte Zeit der CDU; und der Abschied des jungen Teufel auch dafür, dass diese Zeit vorbei ist.

Die Abwahl im März habe die Partei seines Vaters verdient gehabt, sagte der 44-jährige Thomas der Stuttgarter Zeitung, "zu selbstherrlich" sei sie aufgetreten. Seinen Austritt hatte er erst nach dem Wahltag am 27. März erklärt. Er wollte der CDU nicht in den Rücken fallen.

Thomas Teufel hat auch über die Grünen als neue politische Heimat nachgedacht, er glaubt an die Zukunftschancen einer ökologisch orientierten Wirtschaft. Neben seinem Hauptjob betreibt er ein Internetportal für Fahrgemeinschaften. Aber als Unternehmer, merkte er schließlich, fühle er sich so richtig nur in der FDP "gehört und verstanden".

Anhänger des Euro-Rebellen

Sein Vater, sagt er, habe den Wechsel "voll akzeptiert". Auch weil die Liberalen ja nicht ganz so weit von der CDU entfernt seien: "Ich bin also nicht ganz ausgebüxt." Dass die FDP sich ihres Neuzugangs bisher eher schüchtern rühmt, könnte daran liegen, dass der sich gleich mal als Anhänger des Euro-Rebellen Frank Schäffler zu erkennen gab.

Auch in Bayern hat die Union bereits den Spross eines ehemaligen Regierungschefs verloren. 2008 zog Florian Streibl, der Sohn von Max, für die Freien Wähler in den Landtag ein. Er habe sich, hat Florian Streibl einmal erzählt, von der CSU entfremdet, weil sie seinen Vater nach der Amigo-Affäre und dessen Rücktritt kalt fallen gelassen habe.

Die Südwest-CDU hat es allerdings besonders hart erwischt: Auch Hans Filbingers Sohn Matthias hat kürzlich mit ihr gebrochen. Auch er gab zu Protokoll, dass die Schwarzen viel zu weit weg seien vom Bürger. Filbinger macht nun in der Nähe von Stuttgart Lokalpolitik für die Grünen und ficht gegen Stuttgart 21. Der CDU bleibt immerhin ein aktiver Teufel: Erwins Neffe Stefan sitzt für sie im Landtag.

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