Shutdown in den USA:"Was hier läuft, ist eine Schande für unser Land"

Shutdown in den USA: Blick auf das Regierungsviertel in Washington.

Blick auf das Regierungsviertel in Washington.

(Foto: AFP)

Tresha Taylor arbeitet für ein Unternehmen, das US-Diplomaten ausbildet. Weil sie wegen der Haushaltssperre kein Geld bekommt, hat sie ihre Möbel verkauft. Wer an der ganzen Misere Schuld trägt, ist für Taylor klar.

Interview von Alan Cassidy, Washington

Tresha Taylor, 50 Jahre, hat einen Job bei einer Firma, die für die US-Regierung tätig ist. Auch sie erhält wie die direkt beim Staat beschäftigten Menschen kein Geld, seitdem der Haushaltsstreit in den Vereinigten Staaten zu einer Ausgabensperre geführt hat, dem sogenannten Shutdown. Im Interview am Morgen erklärt Taylor, wie sie damit zurechtkommt - und was sie von Donald Trump hält.

SZ: Wann haben Sie das letzte Mal Ihr Gehalt bekommen?

Tresha Taylor: Ich arbeite bei einer Dienstleistungsfirma, die für das US-Außenministerium Diplomaten ausbildet, unter anderem in Sprachen. Wir erhielten kurz vor Weihnachten den Bescheid, dass wir wegen des Shutdowns nicht mehr im Büro aufzutauchen brauchten. Mein letztes Gehalt erhielt ich am 21. Dezember.

Erhalten Sie das Gehalt nachträglich erstattet, wenn der Shutdown vorbei ist?

Nein. Das wird bei den meisten Bundesangestellten der Fall sein, nicht aber bei den privaten Dienstleistern, von denen es sehr viele gibt, gerade in meinem Bereich. Die Ausstellung von Reisepässen, Visas, bestimmten Lizenzen: Viele Dienstleistungen hat die Administration ausgelagert. Der Shutdown betrifft uns alle, auch viele kleine Geschäfte, die jetzt spüren, dass die Bundesangestellten kein Geld mehr ausgeben.

Wie kommen Sie ohne Gehalt klar?

Ich bin zum Glück nicht in der Situation wie viele andere Betroffene, die nun sogar für Essensausgaben anstehen müssen oder kein Geld für Medikamente haben. Aber auch ich musste über die Bücher. Ich habe Möbelstücke verkauft, um an flüssige Mittel zu kommen, ich habe meine Ausgaben angepasst, bei der Telefonrechnung zum Beispiel. Ich war neulich in einen Verkehrsunfall verwickelt und musste ein neues Auto leasen. All das ist sehr schwierig. Man muss bei diesen Dingen ja höllisch aufpassen. Wenn man in Virginia, wo ich lebe, mit der Miete in Verzug gerät, drohen gleich Strafzahlungen und Anwaltsgebühren, was alles noch teurer macht - ein Teufelskreis.

Ist das der erste Shutdown, den Sie erleben?

Nein. Ich arbeite seit bald 25 Jahren als Dienstleisterin für die Regierung. Aber dieser Shutdown ist anders als frühere. Weil er so lange andauert, natürlich. Aber auch, weil die Arbeitswelt und das ganze Umfeld heute viel härter sind. Viele Unternehmen kümmern sich nicht mehr so um ihre Angestellten, wie sie es früher taten. Und weil viele jetzt Aufträge verlieren, haben sie keine Polster mehr. Manche Leute werden ihre Jobs verlieren, auch wenn der Shutdown vorbei ist.

Tresha Taylor USA Shutdown

Ein Handybild von Tresha Taylor

(Foto: privat)

Wie beurteilen Sie den Shutdown politisch?

Was hier läuft, ist eine Schande für unser Land. Wo sonst passieren solche Dinge? Wir werden so zur Lachnummer. Donald Trump geht es überhaupt nicht um das Land, nur um sich selbst. Er führt das Land wie ein schlechtes Unternehmen. Dieser Shutdown ist ein Risiko für die Sicherheit unseres Landes.

Der Präsident sagt, die Demokraten könnten den Shutdown beenden: indem sie ihm die Hand reichen zu einem Kompromiss bei der Mauer.

Ich bin froh, dass die Demokraten im Kongress dagegenhalten. Ich will, dass sie für Leute wie mich kämpfen. Ich bin nicht bereit, mit meinen Steuergeldern für diese sinnlose Mauer zu bezahlen. Und ich will nicht, dass wir eines Tages sagen müssen: Wir haben Trump gegeben, was er wollte. Das ist es nicht wert.

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