Serbischer Präsident zum Bosnienkrieg:"Es gab keinen Völkermord in Srebrenica"

Tomislav Nikolic sieht keinen Völkermord beim Massaker in Srebrenica

Der frühere nationalistische Oppositionsführer Nikolic war erst im Mai zum neuen Präsidenten Serbiens gewählt worden. (Foto: AFP)

Bei dem Massaker von Srebrenica während des Bosnien-Krieges hat es sich nach Ansicht des neuen serbischen Präsidenten Tomislav Nikolic nicht um Völkermord gehandelt. "Es gab keinen Völkermord in Srebrenica", sagte Nikolic in einem auf der Internetseite des montenegrinischen Fernsehens veröffentlichten Interview. Es sei "sehr schwierig", vor Gericht zu beweisen, "dass ein Ereignis die Form eines Völkermordes hatte".

Bosnisch-serbische Truppen hatten am 11. Juli 1995 die UN-Enklave Srebrenica angegriffen. Sie töteten anschließend tausende bosnische Muslime. Das UN-Tribunal für das ehemalige Jugoslawien (ICTY) und der Internationale Gerichtshof der Uno stufen das Geschehen als Völkermord ein.

Der frühere nationalistische Oppositionsführer Nikolic war erst im Mai zum neuen Präsidenten Serbiens gewählt worden und gestern vereidigt worden. Sein Vorgänger Boris Tadic setzte unter anderem durch, dass das Belgrader Parlament das Massaker von Srebrenica verurteilte, und lieferte dem Haager UN-Tribunal den ehemaligen bosnischen Serbenführer Radovan Karadzic und den bosnisch-serbischen Armeechef Ratko Mladic aus.

Nikolic machte jahrelang gegen solche Entwicklungen Front und arbeitete mit Ultranationalisten der Serbischen Radikalen Partei Hand in Hand. Zuletzt hatte er sich als proeuropäisch präsentiert und von seiner bisherigen stark antiwestlichen Haltung Abstand genommen.

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