Ethikrat zum Energiesparen:Wenn es kalt wird im Klassenzimmer

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Regelmäßiges Lüften hilft gegen die Ausbreitung des Coronavirus in den Schulen, doch auch beim Heizen muss gespart werden. (Foto: Gregor Fischer/DPA)

Nach der Pandemie kommt der Gasmangel - und wieder trifft es Kinder und Jugendliche besonders hart, meint der Deutsche Ethikrat. Die Wissenschaftler fordern, den Jüngeren nicht schon wieder so viele Lasten aufzubürden.

Nach den Erfahrungen in der Corona-Pandemie warnt der Deutsche Ethikrat vor einer erneuten Benachteiligung von Kindern und Jugendlichen in der aktuellen Energiekrise. Es müsse sichergestellt werden, dass Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene in gesellschaftlichen Krisen nicht wieder als Erste oder in weit überwiegendem Umfang die Lasten der Krisenbewältigung tragen müssen, heißt es in einer am Montag in Berlin vorgestellten Empfehlung des Gremiums.

Die Ethikratsvorsitzende Alena Buyx warnte etwa, dass Energieeinsparungen in Klassenzimmern, Turnhallen und Schwimmbädern Jüngere besonders hart träfen. Sie kritisierte auch Überlegungen, die Semesterferien im Winter zu verlängern, um Energie zu sparen. Schon wieder werde jetzt die jüngere Generation in die Pflicht genommen, sagte sie. In der Corona-Pandemie sei oft übersehen worden, "dass Bildungsorte soziale Lebensorte sind", sagte Buyx. Dort bei Einsparungen anzusetzen bedeute, dass damit "immer auch ein Lebensort kaltgestellt" werde, ergänzte die evangelische Theologin Petra Bahr, die ebenfalls dem Ethikrat angehört.

Der Ethikrat übt auch Selbstkritik

Die Stellungnahme der Wissenschaftler verschiedener Disziplinen räumt selbstkritisch ein, dass Belange und Belastungen der jüngeren Generationen in der Pandemie nicht ausreichend Beachtung erfahren hätten, auch nicht durch den Ethikrat. "Die jungen Generationen sind Minderheiten geworden", sagte Buyx. Damit gebe es die Gefahr, dass ihre Interessen ins Hintertreffen geraten, warnte die Medizinethikerin. In Zukunft müsse mehr darauf geachtet werden, dass Jüngere "nicht noch einmal derart einseitig in ihrer Lebensentfaltung beschränkt werden", fordert die Stellungnahme. Das gelte aktuell für die Energiekrise, mittel- und langfristig auch für die Bewältigung der globalen Klimakrise.

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Das Papier empfiehlt unter anderem einen Ausbau psychologischer und sozialer Angebote für Jugendliche sowie eine entsprechende Fortbildung von Pädagoginnen und Erziehern. Die Stellungnahme des Gremiums fordert zudem, das Verhalten von Kindern und Jugendlichen in der Pandemie ausdrücklich anzuerkennen: "Die Gesellschaft schuldet Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen für diese Solidaritätsleistung großen Dank und Respekt."

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