SPD:Schröder und Lafontaine nähern sich wieder an

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Gerhard Schröder und Oskar Lafontaine im Herbst 1994. Schröder war da noch Ministerpräsident in Niedersachsen und Lafontaine regierte im Saarland. Gekracht hat es viel später. (Foto: imago stock&people/imago/sepp spiegl)

Was als Männerfreundschaft begann, wurde zur Feindschaft: Vor mehr als 24 Jahren überwarfen sich die beiden Sozialdemokraten. Und jetzt? Könnte mit "Lieber Oskar" ein neues Kapitel beginnen.

Von Ingrid Fuchs

Diese zwei Männer haben viel aufzuarbeiten: Vor fast einem Vierteljahrhundert überwarfen sich Gerhard Schröder und Oskar Lafontaine. Was folgte, waren Jahre der Rivalität; von einer Männerfeindschaft war gar die Rede. Und nun? Hat Altkanzler Gerhard Schröder dem ehemaligen SPD-Vorsitzenden Oskar Lafontaine zum bevorstehenden 80. Geburtstag gratuliert. Zuvor hätten sich die beiden früheren sozialdemokratischen Größen nach ihrem Zerwürfnis im Jahr 1999 wieder aufeinander zubewegt, berichtet der Stern - bei einem langen Gespräch im Mai.

"Lieber Oskar", schreibt Schröder in dem Magazin nun als Geburtstagsgruß. "Du bist wieder einmal schneller als ich. Am 16. September dieses Jahres wirst Du 80 Jahre alt, ich erst am 7. April nächsten Jahres. Zu Deinem 80. Geburtstag gratuliere ich Dir sehr herzlich!" Der Altkanzler fährt demnach fort: "80 Jahre alt zu werden, ist gewiss ein Grund, alte Reibereien Geschichte werden zu lassen." Er beendet die Gratulation mit "Beste Grüße, Dein Gerd".

So sah das Verhältnis zwischen Schröder und Lafontaine in den guten Tagen aus. (Foto: Dieter Bauer/imago images)
Und so in den schlechten: Oskar Lafontaine im Juli 2005, damals als Spitzenkandidat der WASG bei einer Rede vor Delegierten des PDS-Landesparteitages in Saarbrücken. (Foto: Becker&Bredel/imago)

Lafontaine war nach dem rot-grünen Wahlsieg 1998 unter Kanzler Schröder Finanzminister und weiterhin SPD-Parteichef. Im Regierungsalltag stießen die beiden Männer aber immer wieder gegeneinander. Anfang 1999 legte Lafontaine überraschend alle Ämter nieder und entfernte sich danach mehr und mehr von seiner politischen Heimat und den früheren Weggefährten. Lafontaine und Schröder attackierten sich immer wieder scharf in der Öffentlichkeit.

Im Jahr 2005 wechselte der Saarländer schließlich zur neu gegründeten Partei WASG, die später mit der PDS zur Linkspartei fusionierte, in der Lafontaine wichtige Funktionen übernahm. Inzwischen hat er die Partei verlassen.

Schröder, der als enger Freund des russischen Präsidenten Wladimir Putin gilt und über Jahre für russische Energiekonzerne tätig war, stieß seit Beginn des Angriffskriegs gegen die Ukraine wegen fehlender Kritik an Putin auch in der eigenen Partei auf harsche Kritik. Trotz seiner Russland-Nähe darf er jedoch in der SPD bleiben. Berufungsanträge gegen eine entsprechende Entscheidung der SPD-Schiedskommission in Hannover wurden in letzter Partei-Instanz als unzulässig zurückgewiesen.

Laut Stern trafen sich Schröder und Lafontaine im Mai. Dabei sei es nicht nur um den alten Streit gegangen, die "Irrungen und Wirrungen", wie es in dem Glückwunschschreiben heißt, sondern auch um aktuelle Fragen. Diese Themen behandelten Schröder und Lafontaine offenbar diskret unter vier Augen, wie es heißt. Beim Treffen selbst seien aber auch ihre Frauen dabei gewesen, So-yeon Schröder-Kim und Sahra Wagenknecht. Ob derlei Besuche nun öfter stattfinden, darüber ist - noch - nichts zu lesen.

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