Kronprinz Mohammed bin Salman räumt auf in Saudi-Arabien. Sein Vater, König Salman, entfernt letzte Konkurrenten innerhalb des Königshauses aus der Regierung. Zugleich beruft er den Sohn zum Chef einer Anti-Korruptionskommission - mit Befugnissen ohne Schranken, von denen der Sohn sogleich Gebrauch macht: Elf Prinzen, vier amtierende Minister, Dutzende Ex-Kabinettsmitglieder sind festgenommen, unter ihnen der reichste Mann des Landes, ein Neffe des Königs.
Für Saudi-Arabien ist das eine Sensation. Vorbei die Zeiten, als Mitglieder der Königsfamilie unantastbar waren. Niemand steht über dem Gesetz, so die Botschaft. Sie kommt gut an bei vielen Saudis, die der ungehemmten Bereicherung zahlloser Prinzen überdrüssig sind und der endemischen Korruption. Es ist auch ein Zeichen an internationale Investoren, die der Kronprinz braucht, soll sein Plan zum Umbau der Wirtschaft gelingen.
Allerdings befeuert die rabiate Aktion Kritiker, die ihm vorwerfen, machtversessen und misstrauisch zu sein. Verfolgt der 32-jährige Thronfolger wirklich nur hehre Motive? Er kontrolliert nun die Wirtschaft und den Sicherheitsapparat in einem Reich, das bisher im Einvernehmen der weitverzweigten Königsfamilie regiert wurde. Er ist absoluter Herrscher in einer absoluten Monarchie. Niemand in Riad wäre überrascht, würde sein 81-jähriger Vater zu seinen Gunsten abdanken.