USA und Russland tauschen Agenten aus:Zehn für vier

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Eine der spektakulärsten Aktionen seit dem Kalten Krieg ist fast perfekt: Zehn in den USA enttarnte russische Spione fliegen Richtung Heimat aus - Moskau begnadigt dafür vier Russen, die für den Westen aktiv waren.

Finale des filmreifen Agentenaustauschs zwischen Moskau und Washington: Wenige Stunden nach ihrer Gerichtsverhandlung sind die zehn in den USA enttarnten und festgenommenen russischen Spione in Richtung Heimat ausgeflogen worden. Noch am Donnerstagabend (Ortszeit) sei eine von der US-Regierung gecharterte Maschine mit den Männern und Frauen in New York gestartet, meldete der Fernsehsender ABC am Abend.

Anna Chapman und Co.
:Wer sind die Spione?

Derzeit findet der spektakulärste Agentenaustausch seit dem Kalten Krieg statt: Die USA tauschen zehn Mitglieder eines russischen Spionagering gegen vier Russen, die für den Westen spioniert haben. Die Bilder.

Im Gegenzug begnadigte Kremlchef Dmitrij Medwedjew vier Russen, die für den Westen spioniert haben sollen. Er habe den Deal auf höchster Ebene mit US-Präsident Barack Obama abgesprochen, hieß es in Moskau. Demnach sollte das Flugzeug mit den zehn russischen Agenten an Bord zuerst nach Wien und dann weiter nach Moskau fliegen. An Bord waren auch US-Marshalls, weil die Spione bis zum ersten Agentenaustausch zwischen beiden Ländern seit 1986 offiziell noch in Haft sind.

Der Austausch der russischen und westlichen Spione ist möglicherweise inzwischen schon vollzogen: In Wien hob am Freitagmittag ein russisches Flugzeug wieder vom Flughafen ab - wahrscheinlich Richtung Russland. Ob die Geheimagenten an Bord waren und wirklich die Flieger gewechselt haben, wurde zunächst nicht offiziell bestätigt. Auch eine amerikanische Chartermaschine startete kurz darauf in die Lüfte. Die Agentur hatte berichtet, dass beide Flugzeuge zeitgleich in Wien gelandet waren. Dies gehe aus Fernsehbildern des britischen Fernsehsender BBC hervor. Ob die Geheimagenten beider Länder wirklich an Bord der Flugzeuge sind, war aber zunächst unklar.

Die schnelle Rückkehr nach Russland werde "durch den neuen Geist der russisch-amerikanischen Beziehungen und das hohe Niveau des gegenseitigen Verständnisses der Präsidenten beider Länder" möglich, verlautete aus dem Kreml. Vertreter beider Staaten hatten wiederholt erklärt, die Affäre werde sich nicht negativ auf die Beziehungen zwischen Moskau und Washington auswirken.

Nur Stunden vor ihrem Abflug hatten sich die enttarnten russischen Spione vor einer New Yorker Richterin der Spionage schuldig bekannt. Für jeden Einzelnen stand ein Anwalt auf und antwortete auf die Frage, ob sie die Anklage akzeptieren, mit einem knappen "Ja". Die meisten hatten sich als Amerikaner getarnt. Ihre Häuser und Autos sowie Teile ihres Vermögens wurden eingezogen. Einige haben Kinder, die nun selbst entscheiden sollen, ob sie ihren Eltern nach Russland folgen.

Vor Gericht hießen "Richard" und "Cynthia Murphy" wieder Wladimir und Lydia Guryew, "Donald" und "Tracey" wurden wieder zu Andrej und Elena. Die als schöne Spionin bekannt gewordene Anna Chapman heißt allerdings wirklich so. Auch zwei weitere der zehn spionierten unter ihren tatsächlichen Namen. Sie waren erst Ende Juni nach jahrelangen Ermittlungen vom FBI festgenommen worden, nur kurz vor einem US-Besuch Medwedjews. Dies sei aber purer Zufall gewesen, hieß es.

Geständnis unter Druck

Noch in der Nacht zum Freitag unterzeichnete Medwedjew einen Ukas - ein Dekret- , mit dem der angebliche CIA-Agent und Nuklearexperte Igor Sutjagin, die mutmaßlichen Doppelagenten Alexander Saporoschski und Sergej Skripal sowie Gennadi Wasilenko begnadigt wurden. Zuvor hatten sie in einem Gnadengesuch an Medwedjew ihre Schuld eingestanden. Allerdings sollen sie stark unter Druck gesetzt worden sein.

So hatte Sutjagin, der bereits seit fast elf Jahren in einem nordrussischen Straflager gefangen war, seine Schuld stets bestritten. Er soll Informationen über die russische Raketenabwehr sowie über Atom-U-Boote an eine britische Agentur mit Kontakten zum US-Geheimdienst übergeben hatte. Die anderen drei Männer saßen ebenfalls bereits seit mehreren Jahren in Haft. Auch sie sollten über Wien ausgetauscht werden.

© sueddeutsche.de/AFP/dpa/AP/Reuters/juwe/pfau - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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