Krieg gegen die Ukraine:Heftige Luftangriffe auf das ganze Land

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Flucht in die Tiefe: Schutzsuchende in der Metro von Kiew, am 24. März 2024. (Foto: Thomas Peter/REUTERS)

Russland zielt auch auf Kiew und Lwiw im Westen, ein Marschflugkörper dringt in Polens Luftraum ein. Die Ukraine meldet Attacken auf die Krim.

Die Ukraine war am Wochenende erneut Ziel heftiger und großflächiger russischer Luftangriffe, sie hatten Brände, Stromausfälle und Gebäudeschäden zur Folge. Insgesamt meldete die Ukraine Angriffe von 57 Raketen und Drohnen. Ziel waren besonders die Hauptstadt Kiew und die an Polen grenzende Region Lwiw (Lemberg). Ein russischer Marschflugkörper drang im Zuge der Angriffe in der Nacht zum Sonntag in den Luftraum des Nato-Lands Polens ein. Das Militär der Ukraine wiederum berichtete, bei nächtlichen Luftangriffen auf die annektierte Halbinsel Krim in Sewastopol zwei große russische Marineschiffe getroffen zu haben.

Der russische Marschflugkörper sei am Sonntag um 4.23 Uhr in Polens Luftraum eingetreten und dort für 39 Sekunden geblieben, teilten die polnischen Streitkräfte mit. Das Geschoss sei etwa zwei Kilometer weit eingedrungen, ehe es zurück auf die ukrainische Seite geflogen sei. Es habe eine Geschwindigkeit von fast 800 km/h gehabt. Hätte es einen Hinweis darauf gegeben, "dass dieses Objekt auf ein Ziel im Hoheitsgebiet der Republik zusteuert, wäre es natürlich abgeschossen worden", sagte Verteidigungsminister Wladysław Kosiniak-Kamysz der Agentur PAP zufolge. Polnische und US-Kampfjets F-16 seien aktiviert worden.

Zwei russische Landungsschiffe sollen in Sewastopol getroffen worden sein

Zu den Angriffen auf Sewastopol berichtete das Militär der Ukraine am Sonntag, die russischen Landungsschiffe Jamal und Asow seien getroffen worden, auch ein Kommunikationsknotenpunkt und andere Einrichtungen von Russlands Schwarzmeerflotte auf der Krim. Auch ein Treibstofflager nahe Simferopol soll attackiert worden sein. Eine unabhängige Bestätigung dafür gab es nicht. Aber vom "massivsten Angriff der vergangenen Zeit", berichtete auch Sewastopols Stadtchef Michail Raswoschajew auf Telegram, er sei aber abgewehrt worden. In sozialen Medien kursierten nicht verifizierte Videos, die heftige Explosionen an diversen Stellen Sewastopols zeigten. Raswoschajew berichtete am Sonntag nur, Hafenfähren und Busse seien beschädigt worden. Ein Mann sei durch Raketensplitter getötet, vier Personen seien verletzt worden. Experten analysierten, dass die ukrainische Armee mindestens drei Marschflugkörper eingesetzt habe, wie Großbritannien und Frankreich sie zur Verfügung stellten.

Die Ukraine, die keine funktionsfähige Marine hat, hat in den vergangenen Monaten den Schiffsbestand der russischen Schwarzmeerflotte dezimiert. So wurden Landungsschiffe für amphibische Operationen ausgeschaltet. Russland nutzte sie zum Transport von Soldaten und Gerät auf die Krim.

76 000 Menschen sind zeitweise ohne Strom und Heizung

Zu den Luftattacken der Russen teilte der ukrainische Luftwaffenkommandeur, Mykola Oleschtschuk, mit, 43 der 57 Geschosse hätten abgefangen werden können, allein ein Dutzend über Kiew und Umgebung. Die Hauptstadt wurde aber am Morgen von Explosionen erschüttert. Laut der ukrainischen Luftwaffe wurden die russischen Marschflugkörper von 14 strategischen Bombern über dem Wolga-Gebiet abgefeuert, die Kampfdrohnen seien auf der Krim gestartet worden. Am Sonntagmorgen wurde erneut in der ganzen Ukraine Luftalarm ausgelöst. In Russland seien vier Kampfjets MiG-31K in der Luft, so die ukrainische Luftwaffe. Diese können die Hyperschallraketen Kinschal abfeuern.

In der Industriestadt Krywyj Rih im Süden wurden Heizungs- und Stromnetze von herabfallenden Trümmern beschädigt, teilte der Verwaltungschef des Gebiets Dnipropetrowsk mit. Mehrere Heizkraftwerke seien abgeschaltet worden. Deshalb seien sechs Krankenhäuser, mehr als 150 Schulen sowie 3000 Wohnhäuser mit 76 000 Bewohnern zeitweise ohne Heizung gewesen. Und im westukrainischen Gebiet Lwiw wurde laut Behörden eine Anlage der kritischen Infrastruktur getroffen. "Dort brach ein Brand aus. Feuerwehrleute sind im Einsatz", schrieb Gebietsgouverneur Maksym Kosyzkyj auf Telegram. Dort schlugen Stunden später zwei russische Hyperschallraketen ein, so Kosyzkyj. Die Feuerwehrleute seien rechtzeitig gewarnt worden.

© SZ/Reuters/dpa/SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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