Russische Invasion:Krieg gegen die Ukraine: So ist die Lage

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Rettungskräfte evakuieren am Montag Menschen aus einem beschädigten Gebäude nach Raketeneinschlägen in Pokrowsk. (Foto: Uncredited/Ukrainian Emergency Service/AP/dpa)

Nach dem russischen Raketenangriff auf Pokrowsk steigt die Zahl der Opfer. Bei dem Doppelangriff wurden auch Helfer, die nach dem ersten Angriff herbeieilten, getötet und verletzt. Die News im Überblick.

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Moskau/Kiew (dpa) - Nach einem russischen Raketenangriff auf die Stadt Pokrowsk im Osten der Ukraine ist die Zahl der Opfer gestiegen. Stand Dienstagnachmittag kamen dabei mindestens sieben Menschen ums Leben, mehr als 80 weitere wurden verletzt.

Auch Sicherheits- und Rettungskräfte, die nach der ersten Attacke zu Hilfe geeilt waren, sind demnach unter den Opfern des Doppelangriffs. Unterdessen setzt Russland nach britischer Einschätzung zunehmend auf eine Aufrüstung der Nationalgarde.

Tote bei Angriff auf Wohngebiet in Pokrowsk

Unter den Opfern in Pokrowsk nach Raketeneinschlägen in einem Wohnviertel Dutzende Kilometer von der Front entfernt sind nach Angaben lokaler Behördenvertreter neben Zivilisten auch viele Polizisten und Rettungskräfte. Sie gerieten demnach bei dem zweiten Angriff, der laut Behörden rund 40 Minuten nach dem ersten erfolgte, unter Beschuss, als sie gerade dabei waren, nach dem ersten Einschlag vor Ort zu helfen. Ein Militärangehöriger und eine Rettungskraft seien gestorben, 31 Polizisten, sieben Angehörige des Zivilschutzes und vier Soldaten verletzt worden.

Laut dem Chef der Militärverwaltung des Gebiets Donezk, Pawlo Kyrylenko, wurden ein Dutzend Hochhäuser sowie ein Hotel, Apotheken, Geschäfte und Cafés beschädigt.

Die UN-Koordinatorin in der Ukraine, Denise Brown, verurteilte den russischen Angriff und sprach von einer Verletzung des Völkerrechts, die gegen jegliche Grundsätze der Menschlichkeit verstoße. „Es ergänzt die sehr lange Liste der Angriffe in der Ukraine, darunter viele in den letzten Tagen, die untersucht werden müssen, da sie gegen das humanitäre Völkerrecht verstoßen“, erklärte Brown. Der Sprecher des EU-Außenbeauftragten Josep Borrell, Peter Stano, schrieb auf Twitter, der Angriff unterstreiche den „kriminellen Charakter der russischen Aggression“.

Ein Sprecher der ukrainischen Zivilschutzbehörde sagte bei einer Pressekonferenz, seit Beginn des Krieges im Februar 2022 seien durch russischen Beschuss während Aufräum- und Rettungsarbeiten nach Angriffen mindestens 78 Mitarbeiter des Zivilschutzes ums Leben gekommen. Mindestens 280 weitere seien dabei verletzt worden. Er wies darauf hin, dass Rettungskräfte bei ihrer Arbeit durch internationale Konventionen geschützt seien.

London: Kreml stützt Macht zunehmend auf Nationalgarde

Präsident Wladimir Putin hat nach Angaben aus London jüngst ein Gesetz unterzeichnet, dass die Truppe, die dem Kremlchef direkt unterstellt ist, mit schwerem Kampfgerät ausgestattet werden darf. Nach Einschätzung des britischen Verteidigungsministeriums vom Dienstag stützt der Kreml mit dem Gesetz zur Aufrüstung seine Macht zunehmend auf die Nationalgarde (Rosgwardija). „Der Schritt deutet darauf hin, dass der Kreml die Ausrüstung der Rosgwardija als eine der Schlüsselorganisationen zur Gewährleistung der Sicherheit des Regimes verstärkt.“

Nach der Meuterei der Wagner-Privatarmee von Jewgeni Prigoschin im Juni hatte Rosgwardija-Chef Viktor Solotow, ein Vertrauter von Putin, Panzer und schwere Waffen mit großer Reichweite gefordert.

US-Institut sieht Unzufriedenheit Chinas mit Russland

Nach dem Ukraine-Treffen in Saudi-Arabien sehen US-Experten eine Unzufriedenheit Chinas mit dem russischen Angriffskrieg. Nach der Teilnahme Chinas an den Gesprächen in Dschidda am Wochenende stellt das US-Institut für Kriegsstudien ISW fest, dass das Verhältnis zwischen Peking und Moskau anders als vom Kreml gewünscht keine Partnerschaft ohne Grenzen sei. Wie schon in früheren Einschätzungen sei es so, dass China mit Russland in der Frage der Ukraine nicht auf einer Linie sei, hieß es in der am Montag (Ortszeit) in Washington veröffentlichten Analyse.

Bei dem Treffen am Wochenende hatten ranghohe Vertreter von etwa 40 Staaten über einen Friedensplan für das Land gesprochen. Russland war nicht eingeladen. Dabei ging es vor allem um die vom ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj vorgelegte „Friedensformel“ aus zehn Punkten, die auch einen Abzug russischer Truppen aus der Ukraine vor Beginn von Verhandlungen festlegt. Auch andere Staaten - wie etwa China - hatten eigene Friedenspläne vorgeschlagen.

Neue britische Sanktionen gegen Russland

Großbritannien kündigte unterdessen neue Sanktionen gegen Einzelpersonen und Unternehmen in mehreren Ländern an, die Russland beim Erwerb von Militärtechnik helfen. „Die heutigen bahnbrechenden Sanktionen werden Russlands Waffenarsenal weiter schwächen und die Lieferketten schließen, mit denen die schwächelnde Rüstungsindustrie von (Kremlchef Wladimir) Putin gestützt wird“, sagte der britische Außenminister James Cleverly. „Es gibt keinen Ort, an dem sich diejenigen verstecken können, die die russischen Militärmaschinerie am Leben halten.“

Betroffen sind unter anderem zwei Firmen in der Türkei und eine in Dubai sowie drei russische Unternehmen aus der Elektronikbranche. Zudem geht London gegen mehrere Personen und Organisationen aus dem Iran vor, die an der Forschung, Entwicklung und Produktion von Drohnen für die iranischen Revolutionsgarden beteiligt sind, sowie gegen Organisationen in Belarus, die Militärtechnologie herstellen.

Deutschland bietet Polen längere Patriot-Stationierung an

Die Bundesregierung bietet Polen an, die Stationierung deutscher Patriot-Luftverteidigungssysteme voraussichtlich bis zum Jahresende zu verlängern. Das teilte das Bundesverteidigungsministerium mit. Die Systeme leisteten „als Teil der integrierten Nato-Luftverteidigung einen wertvollen Beitrag zum Schutz der Zivilbevölkerung und unseres Bündnisgebietes an der Ostflanke“.

Die drei deutschen Patriot-Einsatzstaffeln sind seit Januar in Zamosc im Südosten Polens im Einsatz, um den Luftraum des Landes zu schützen. Die Stadt liegt unweit der Grenze zur Ukraine. Ursprünglich sollten die Patriot-Systeme für maximal ein halbes Jahr dort stationiert sein.

© dpa-infocom, dpa:230808-99-757194/9

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