"Schwerste Straftaten":Regierung verbietet berüchtigte Rockerbande

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Nach eigenen Gesetzen zu leben war ihr Motto: Mitglied der Rockervereinigung "United Tribuns". (Foto: dpa)

Die "United Tribuns" galten im Milieu als besonders mächtig. Den Mitgliedern werden etwa Menschenhandel und versuchte Tötungsdelikte vorgeworfen. Zum Verhängnis wird der Gruppe auch, dass sie mit Rechtsverstößen prahlte.

Von Markus Balser, Berlin

Wie die Mitglieder der Rocker-Gruppe "United Tribuns" zum Gesetz stehen? Daraus machten sie selbst nie einen Hehl. Da ist etwa der Aufnäher, auf dem "1 %" zu lesen ist. Es solle die Mitglieder als das eine Prozent der Motorradfahrer bezeichnen, das sich an keine Regeln hält - und nach eigenen Gesetzen lebt. So erklärte es am Mittwoch das Bundesinnenministerium von Nancy Faeser.

Der Staat will sich das nicht länger bieten lassen und verbot die Gruppierung am Mittwoch. Schon die Symbole zeigten, dass bei den "United Tribuns" Rechtsbrüche nicht nur geduldet, sondern auch "gefördert und belohnt" würden, teilte das Innenministerium mit. Diese seien an Mitglieder verliehen worden, die Straftaten im Sinne des Vereins verübt hatten. Und davon gab es offenbar einige und äußerst schwere.

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Mitglieder der Gruppierung sollen laut Bundesinnenministerium für eine "Vielzahl teilweise schwerster Straftaten" verantwortlich sein. Darunter Sexualstraftaten, Menschenhandel, Betrug und versuchte Tötungsverbrechen. Oft seien sie im Zusammenhang mit gewalttätigen Auseinandersetzungen innerhalb der Rockerszene verübt worden, etwa infolge der Rivalitäten mit den "Hells Angels". "Rockerkriminalität ist von großer Brutalität geprägt", sagte Faeser. Konflikte in diesem Milieu gefährdeten immer wieder völlig unbeteiligte Menschen. "Wir müssen als Rechtsstaat sehr deutlich zeigen, dass wir Gruppierungen, von denen so schwere Straftaten ausgehen, nicht dulden", sagte die SPD-Politikerin.

Bei einem Verbot blieb es am Mittwoch nicht. Bei bundesweiten Razzien durchsuchten am frühen Mittwochmorgen 1500 Polizisten Privatwohnungen und Vereinsräume in neun Bundesländern. Allein in Nordrhein-Westfalen wurden nach Angaben der Polizei 40 Objekte durchsucht. Bei einem Einsatz in Köln seien Spezialeinheiten beteiligt gewesen. In Schleswig-Holstein wurden 35 Objekte durchsucht, mit Schwerpunkt in der Hansestadt Lübeck. Laut Ministerium wurden bei der Razzia größere Mengen Bargeld und viele Schusswaffen sichergestellt.

Die United Tribuns gelten als eine der mächtigsten Gruppierungen des Rockermilieus in Deutschland. Sie wurde laut Innenministerium erst 2004 von einem ehemaligen bosnischen Boxer in Villingen-Schwenningen gegründet. Er war infolge des Bosnienkriegs als Flüchtling nach Deutschland gekommen. Nach außen trat die Gruppe als eine "Bruderschaft" mit Affinität zum Kampfsport und Fitnessmilieu auf.

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