Reform der Bundeswehr:Wofür Guttenberg nichts kann

Zu viele Häuptlinge, zu wenige Indianer: So wie bisher kann es nicht weitergehen in der Bundeswehr. Kurzzeit-Verteidigungsminister Guttenberg kann man für einiges die Schuld geben - nicht aber für den schlechten Zustand der Truppe.

Peter Blechschmidt

An Karl-Theodor zu Guttenberg mag man vieles kritisieren. Eines kann man dem Kurzzeit-Verteidigungsminister nicht vorwerfen: Dass er schuld sei am schlechten Zustand der Bundeswehr.

Stabübergabe im Verteidigungsministerium: Karl-Theodor zu Guttenberg wurde am 10. März mit dem Großen Zapfenstreich verabschiedet. Sein Nachfolger Thomas de Maizière (links) muss sich seitdem mit den Problemen der Bundeswehr herumschlagen. Die sind aber nicht Guttenbergs Schuld. Rechts im Bild: Generalinspekteur Volker Wieker. (Foto: AFP)

Bevor sein Nachfolger Thomas de Maizière am heutigen Mittwoch seine Pläne zur Reform der Streitkräfte vorstellt, hat er beklagt, dass die Bundeswehr nicht zu führen sei. Das ist sicher überdramatisiert.

Immerhin stehen deutsche Soldaten derzeit in neun Auslandseinsätzen - von der Friedensmission im Sudan bis zum Kampf in Afghanistan. Auch wenn im Alltag des 300.000-Mann-Unternehmens vieles nicht rundläuft, so kann man doch nicht von totalem Versagen sprechen.

Keine Frage: So wie bisher kann es nicht weitergehen. Das Geld reicht vorn und hinten nicht. Für die heutigen Aufgaben hat die Armee das falsche Personal und die falsche Ausrüstung. Es gibt zu viele Häuptlinge und zu wenige Indianer. Aber dies ist das Ergebnis einer jahrzehntelangen Fehlentwicklung, die viele Gründe hat. Um nur einige zu nennen: Mangelnder politischer Reformwille, ein schier undurchdringliches Interessengeflecht aus Politik, Rüstungsindustrie und Personalvertretern, nicht zuletzt die lange währende öffentliche Missachtung.

All dies war nicht die Schuld Guttenbergs. Er kann im Gegenteil für sich in Anspruch nehmen, dass er mit Deutlichkeit die Misere offenbart und den Reparaturprozess in Gang gebracht hat. Dass er dabei inhaltliche wie organisatorische Fehler gemacht hat, steht auf einem anderen Blatt. Sein völlig anders strukturierter Nachfolger bringt mit seiner Ernsthaftigkeit und seiner Akribie jetzt alle Voraussetzungen mit, um die Herkules-Aufgabe vielleicht zu einem guten Ende zu bringen.ble

© SZ vom 18.05.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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