Vergangenen Dienstag bekommt Bürgermeister Jürgen Opitz dann einen folgenschweren Anruf: Er muss plötzlich innerhalb weniger Tage Hunderte Flüchtlinge in seiner Stadt unterbringen. Für die NPD ist das die perfekte Vorlage. Rentzsch meldet für Freitag eine Kundgebung an. 1000 Menschen kommen. Darunter sind auch Einwohner von Heidenau, die sich bis dahin noch nie in eine Reihe mit der NPD gestellt haben. Wut und ihr Hass auf die Flüchtlinge sind offenbar größer als das Bewusstsein, sich mit Rechtsextremen gemein zu machen.
Die Szene selbst hat kräftig mobilisiert, die NPD hat beste Verbindungen zu Neonazi-Gruppen in der Sächsischen Schweiz. Selbst die Bürgerwehr Freital hat auf ihrer Facebookseite dazu aufgerufen, an der Demonstration teilzunehmen. Bürgermeister Jürgen Opitz spricht nach den Krawallnächten von "Nazi-Tourismus".
Wie Opitz das Nazi-Image bekämpft
Seine Stadt ist Teil einer rechten Strategie geworden, der bereits vorher in Schmiedeberg oder Schneeberg funktioniert hat: Die NPD organisiert den Protest, gewaltbereite Rechtsextreme aus der Region gesellen sich dazu. Und schlimmstenfalls plärren dann auch noch verunsicherte Bürger deren Parolen mit. "Das ist bekannt und wird immer schlimmer", sagt Opitz nachdem er mit Vizekanzler Sigmar Gabriel die Erstaufnahmeeinrichtung in Heidenau besucht hat. Er warte nur darauf, dass irgendwo in Sachsen eine weitere Erstaufnahmeeinrichtung aufmache. Dann setze sich derselbe Mechanismus in Gang.
Opitz kämpft erbittert gegen das Nazi-Image seiner Stadt. Seine wichtigste Waffe ist dabei seine Entschlossenheit. "Ich habe nie Angst gehabt, mich diesen Dingen entgegen zu stellen. Ich kann nur eins, entweder knick' ich ein, oder ich ziehe das geradlinig durch, und ich habe mich für Letzteres entschieden."