Studie:Schwarze in Deutschland häufiger von Rassismus betroffen als anderswo

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Welche Rolle spielt die Hautfarbe? Offenbar noch immer eine große. Viele schwarze Menschen in Deutschland fühlen sich diskriminiert. (Foto: Felix Kästle/dpa)

In 13 EU-Staaten wurden schwarze Menschen nach ihren Erfahrungen gefragt. In Deutschland und Österreich geben sie am häufigsten an, wegen ihrer Hautfarbe, Herkunft oder Religion benachteiligt worden zu sein.

Von Philipp Saul, Berlin

Schwarze Menschen sind einer Studie zufolge in Deutschland deutlich häufiger von Rassismus betroffen als in vielen anderen EU-Staaten. Das geht aus der Untersuchung "Being Black in the EU" hervor, wie die Europäische Agentur für Grundrechte (FRA) am Mittwoch mitteilte. Nahezu die Hälfte der Befragten gab demnach an, im Alltag mit Rassismus und Diskriminierung konfrontiert zu sein. Deutschland ist in dieser Hinsicht mit 76 Prozent unrühmlicher Spitzenreiter, Österreich schneidet ähnlich schlecht ab.

Für die Studie befragten die Forscher bis Oktober 2022 in 13 europäischen Ländern mehr als 6700 Menschen mit afrikanischen Wurzeln und erhielten ernüchternde Antworten. Denn das Problem ist offenbar größer geworden: Der Anteil von Menschen mit Erfahrungen rassistischer Diskriminierung stieg im Vergleich zur letzten Untersuchung im Jahr 2016 an, sowohl in Deutschland als auch im Durchschnitt.

Es sei "schockierend", dass keine Verbesserungen zu sehen seien, teilte FRA-Direktor Michael O'Flaherty mit. "Im Gegenteil: Menschen afrikanischer Herkunft werden allein aufgrund ihrer Hautfarbe immer stärker diskriminiert." Die FRA forderte EU-Staaten auf, genauere Daten zu rassistischen Vorfällen zu sammeln und rassistisch motivierte Straftaten härter zu bestrafen.

Mehr als jeder zweite Teilnehmer in Deutschland hat der Studie zufolge in den fünf Jahren vor der Umfrage rassistische Belästigung erlebt und fast jeder Zehnte sogar Gewalt. Auch in dieser Kategorie steht Deutschland schlechter da als die meisten oder gar alle untersuchten europäischen Länder.

Die Hautfarbe ist der Studie zufolge besonders bei der Arbeits- und Wohnungssuche ein Thema: Mehr als die Hälfte der Befragten schwarzen Menschen in Deutschland fühlten sich bei der Arbeitssuche diskriminiert. Der Mittelwert der 13 Staaten lag bei etwa einem Drittel. Im Vergleich zur Gesamtbevölkerung haben Schwarze demnach häufiger nur befristete Verträge und sind für ihre Tätigkeit überqualifiziert.

Auch bei herabsetzenden Erfahrungen in den Bereichen Gesundheit und Bildung sieht es in Deutschland nicht gut aus. In Schulen sind der Studie zufolge fast 40 Prozent der schwarzen Schülerinnen und Schüler mit rassistischen Beleidigungen oder Drohungen konfrontiert, ähnlich wie in Irland, Finnland und Österreich.

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