Großeinsatz in Berlin:Festgesetzte Männer sind nicht die gesuchten Ex-RAF-Terroristen

Lesezeit: 2 min

Einsatz in Berlin: Die Polizei durchsucht in Friedrichshain Räume und setzt zwei Männer fest. (Foto: Christian Mang/REUTERS)

In Berlin-Friedrichshain durchsucht die Polizei Räume und setzt zwei Männer fest. Doch dann wird klar: Es sind nicht die gesuchten Ex-RAF-Mitglieder Staub und Garweg. Die Beamten lassen sie wieder laufen.

Die beiden Männer, die einen Großeinsatz der Polizei im Berliner Stadtteil Friedrichshain ausgelöst hatten, sind wieder auf freiem Fuß. Es handelt sich bei ihnen nicht um die ehemaligen RAF-Terroristen Ernst-Volker Staub und Burkhard Garweg. Das sagte eine Sprecherin des federführenden Landeskriminalamts Niedersachsen.

Anders als ursprünglich angegeben, handelte es sich formal nicht um Festnahmen, wie ein Sprecher des federführenden Landeskriminalamts in Niedersachsen klarstellte. Die "freiheitsentziehenden Maßnahmen" seien zur Identitätsfeststellung durchgeführt worden. Wie viele Menschen bei dem Einsatz in Berlin-Friedrichshain insgesamt kontrolliert wurden, ist bislang nicht bekannt.

Zuvor hatte die Polizei seit dem Morgen Räume in Berlin-Friedrichshain am Markgrafendamm/Ecke Persiusstraße durchsucht. Auch das Bundeskriminalamt und die Berliner Polizei seien beteiligt gewesen, sagte eine Sprecherin. Bei der ursprünglich so bezeichneten Festnahme hätten Einsatzkräfte Schüsse abgegeben, es sei aber niemand verletzt worden. Eine andere Sprecherin sagte, "in Zusammenhang mit einer Türöffnung" seien Schusswaffengeräusche zu hören gewesen. Reporter berichteten von einem Spezialeinsatzkommando und einem gepanzerten Fahrzeug vor Ort. Auch ein Polizeihund sei eingesetzt worden.

Auf dem Gelände in der Nähe des Bahnhofs Ostkreuz gibt es Werkstätten und viele mit Graffiti besprühte Bauwagen. Auf Wänden und Transparenten stehen Sprüche gegen Gentrifizierung und für Klimaschutz.

Ermittler auf dem durchsuchten Gelände in Friedrichshain. (Foto: Michele Tantussi/Getty Images)

Staub, 69, und Garweg, 55, gehörten wie die am Montag in Berlin festgenommene Daniela Klette der dritten Generation der früheren linksextremistischen Terrororganisation Rote Armee-Fraktion an. Sie stehen ganz oben auf der "Europe's Most Wanted-Liste" von Europol, mit deren Hilfe nach Schwerstkriminellen und Terroristen gesucht wird.

In der aktiven Zeit des Trios wurden der damalige Deutsche-Bank-Chef Alfred Herrhausen (1989) und Treuhand-Chef Detlev Karsten Rohwedder (1991) ermordet sowie Herrhausens Fahrer schwer verletzt. Die RAF war über Jahrzehnte der Inbegriff von Terror und Mord im Westen des noch geteilten Deutschlands. 1998 erklärte sie sich für aufgelöst. Klette, Staub und Garweg werden darüber hinaus wegen einer Reihe späterer Geldtransportüberfälle gesucht.

Gesuchte Ex-RAF-Terroristen: Polizei veröffentlicht neue Fahndungsfotos

Am Samstag hatte die Polizei neue Fahndungsfotos präsentiert. Die Bilder zeigten mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit Garweg, teilte das LKA Niedersachsen mit. Die sehr klaren und privat wirkenden Bilder wurden demzufolge zwischen 2021 und 2024 aufgenommen.

Das aktuellste Foto zeigt dem LKA zufolge mutmaßlich Garweg zwischen zwei Hunden auf einem Sofa sitzend und essend. Nach derzeitigen Erkenntnissen könne nicht ausgeschlossen werden, dass Garweg und die am Montag in Berlin gefasste Daniela Klette persönlichen und unmittelbaren Kontakt zueinander hatten.

Burkhard Garweg soll sich nach Hinweisen der Polizei eine Zeit lang auf dem Gelände versteckt haben. (Foto: AFP)

Ob die Fotos bei der Durchsuchung von Klettes Wohnung gefunden wurden, wollte ein Sprecher des LKA nicht sagen. Die Ermittlungen liefen weiter, sagte er. Die Polizei warnte am Samstag davor, dass die flüchtigen Männer bewaffnet sein könnten. Daher rate das LKA dringend davon ab, die Gesuchten selbst anzusprechen.

© SZ/dpa/saul - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusMutmaßliche Ex-RAF-Terroristin Klette
:Die Spur der Bilder

Schon im November haben Journalisten im Internet neuere Fotos der gesuchten Daniela Klette gefunden - mit einer Gesichtserkennungssoftware. Dürfte die Polizei das auch?

Von Sebastian Erb und Christoph Koopmann

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: