Nach dem gescheiterten Putschversuch in der Türkei haben zahlreiche Diplomaten des Landes in Deutschland Asyl beantragt. Ein Sprecher des Bundesinnenministeriums verwies am Montag in Berlin auf eine entsprechende Antwort der Regierung auf eine Anfrage des Grünen-Abgeordneten Özcan Mutlu.
Unter den 35 Personen mit Diplomatenpässen, die beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge einen Asylantrag gestellt hätten, befänden sich auch Ehegatten und Kinder. Da es keine Statistik dazu gebe, handele es sich bei den 35 Personen nicht zwingend um eine "vollständige und abschließende Zahl".
Schon Anfang Oktober hatte die Süddeutsche Zeitung berichtet, dass nach dem Putschversuch in der Türkei Diplomaten des Landes Asyl in Deutschland beantragt hätten. Damals waren von Seiten der Bundesregierung allerdings nur von "mindestens drei Fällen" die Rede.
Der Sprecher von Innenminister Thomas de Maiziere äußerte sich nicht dazu, ob es sich nur um Diplomaten handelt, die in Deutschland tätig sind. Bei den Asylantragzahlen insgesamt sei seiner Kenntnis nach "keine signifikante Entwicklung der Fallzahlen aus der Türkei" seit dem gescheiterten Putsch feststellbar. Dem BAMF zufolge wurden allerdings von Januar bis September 3793 Asylanträge von Menschen aus der Türkei gestellt. 2015 insgesamt waren es noch 1767 Anträge gewesen.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan hatte nach dem Putschversuch von Teilen des Militärs weitreichende "Säuberungen" angekündigt. Sie richten sich gegen Polizei, Militär, Verwaltung, Justiz, das Bildungswesen und Medien. Zehntausende Menschen wurden festgenommen oder entlassen. Den Betroffenen wird meist vorgeworfen, Beziehungen zu dem in den USA lebenden Prediger Fethullah Gülen zu unterhalten. Diesen beschuldigt die Regierung, hinter dem Umsturzversuch zu stecken.