Profil:George Weah

Lesezeit: 2 min

(Foto: Zoom Dosso/AFP)

Der ehemalige Weltfußballer aus Liberia kämpft um das Präsidentenamt.

Von Bernd Dörries

Er trägt immer noch ein Trikot mit seinem Namen darauf, wenn auch nicht mehr das schwarz-rote des AC Milan, bei dem er seine beste Zeit hatte, bei dem er rannte, dribbelte und den Ball ins Tor trieb, um den Klub zur italienischen Meisterschaft zu schießen. Jetzt will George Weah, 50, wieder eine Art Titel gewinnen, er möchte Präsident Liberias werden. Seit Beginn des Wahlkampfes vor einigen Tagen fährt er kreuz und quer durch Städte und Dörfer des westafrikanischen Landes, in einem weißen Poloshirt, auf dem sein Name prangt sowie das Logo der Partei, die er selbst gegründet hat, des Congress for Democratic Change.

Für Weah wäre es tatsächlich ein amüsanter demokratischer Wandel, da bei den Wahlen im Oktober einer Präsident werden könnte, der bereits König ist. "King George" nennen sie ihn in der Heimat, weil er nicht nur Meisterschaften gewann, sondern auch als einziger Afrikaner Weltfußballer des Jahres wurde. Viel mehr geht nicht in einem Fußballerleben. Weah könnte in einer seiner Villen auf der ganzen Welt leben, er könnte in seinem eigenen Restaurant in Miami essen gehen oder sich um seine Pferdezuchten kümmern. Und er könnte die Karriere seines Sohnes managen, der gerade bei Paris Saint-Germain unterschrieben hat.

Weah aber träumt von einem Amt, in dem es nicht viel zu gewinnen gibt. Liberia leidet noch unter den Folgen eines langen Bürgerkrieges, etwa 85 Prozent der Bevölkerung leben unterhalb der Armutsgrenze, das Bildungssystem liegt am Boden. "Wie viele von euch war ich ein Opfer der Armut", sagt er den Wählern. Seine Biografie ist letztlich das Wahlprogramm: Ich habe es geschafft, und ihr könnt es auch.

Weah wuchs in einem Slum der Hauptstadt Monrovia auf, der Vater starb früh. Er schloss die Highschool ab und arbeitete ein bisschen, steckte in einer Telefonfirma die Verbindungen zusammen, bis das Straßenleben interessanter wurde. Tagsüber Fußball spielen, in den Nächten ein bisschen Kleinkriminalität. "Ich ließ keine Dummheit aus", sagt Weah heute. Der Fußball brachte ein neues Leben und ihn nach Europa, zu den Klubs, von denen afrikanische Jungs träumen: Milan, Manchester, Chelsea, PSG und Monaco.

Während Weah in Europa spielte, sah er abends im Fernsehen, wie sich die Menschen in seiner Heimat gegenseitig umbrachten. Viel konnte er nicht tun. Mal schickte er Geld, mal organisierte er Trikots und Flugtickets, damit die Nationalmannschaft auch während des Krieges ihre Spiele im Ausland austragen konnte. Auf dem Höhepunkt des Konfliktes appellierte er an die Vereinten Nationen, doch mit Waffengewalt in Liberia einzugreifen, was nicht alle in seiner Heimat für eine gute Idee hielten. Sie teilten das Weah mit, indem sie sein Haus abbrannten.

Nun tritt Weah bei den ersten freien Wahlen an, die nicht von einer UN-Friedenstruppe überwacht werden. Liberia hat Fortschritte gemacht in den vergangenen Jahren, es ist aber immer noch ein fragiles Land, die Wahl ein Wagnis. Ein Warlord aus der Bürgerkriegszeit ist einer von Weahs Gegenkandidaten.

Für die Fußballlegende ist es bereits der zweite Anlauf zum höchsten Amt. Bei den Wahlen 2005 unterlag er gegen die heutige Präsidentin Ellen Johnson Sirleaf in der Stichwahl. Ein verlorenes Finale, das Weah besonders ärgerte, weil es im Wahlkampf vor allem darum ging, dass er nur eine normale Highschool besucht hatte, während seine Gegnerin in Harvard war. Er war der Dumme, und Ellen Johnson Sirleaf wurde als erste Präsidentin Afrikas der Liebling des Westens. Sie bekam sogar den Friedensnobelpreis, weil sie das Land versöhnte.

Weah hält ihre Errungenschaften aber für überschaubar. "Zwölf Jahre lang haben sie überhaupt nichts getan, haben die Ressourcen des Landes missbraucht", sagt Weah über ihre Regierung. Was er besser machen würde, sagt er nicht so genau. Nur, dass er unbedingt den Titel gewinnen möchte.

© SZ vom 05.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: