Profil:Adama Barrow

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Frei gewählter neuer Präsident von Gambia: Adama Barrow. (Foto: Reuters)

Der neue Präsident gibt dem westafrikanischen Staat Gambia wieder Hoffnung.

Von Tobias Zick

Nicht lang her, da hat sein Vorgänger noch getönt, er werde "eine Milliarde Jahre lang" regieren, jedenfalls "sofern Allah will". Nun, da klar ist, dass weder Allah noch das gambische Volk wollen, reagiert der Präsident des kleinen westafrikanischen Landes, Yahya Jammeh, so, wie es fast niemand erwartet hätte: Er erkennt seine Wahlniederlage an und erklärt per Fernsehansprache, er werde seinen Nachfolger in der Übergangsphase "unterstützen".

Dieser Nachfolger heißt Adama Barrow, ist 51 Jahre alt und war am Wochenende sichtlich überwältigt. Er sei "sehr, sehr, sehr glücklich", erklärte er bei einem seiner ersten öffentlichen Auftritte, nachdem das Wahlergebnis feststand: Barrow hat den seit 22 Jahren amtierenden Jammeh tatsächlich besiegt, und mit 45,5 Prozent zu 36,7 Prozent der Stimmen auch recht eindeutig. Der Wahlverlierer, der zuvor immer wieder Oppositionelle hatte einsperren und foltern lassen, der internationale Beobachter aussperrte und am Tag der Stimmabgabe das Internet sperren ließ, dieser Wahlverlierer also versichert plötzlich dem Volk, er werde "niemals dieses Land ohne euren Auftrag regieren", seine Zeit sei vorbei, und er wünsche seinem Nachfolger "alles Gute".

Adama Barrow, der mehrere Jahre in England verbracht und dort als Wachmann sein Geld verdient hatte, war 2006 in sein Heimatland zurückgekehrt, um eine Immobilienagentur zu gründen. Sein Wahlsieg gründet sich weniger auf große Bekanntheit als vielmehr auf die wachsende Unbeliebtheit des Gewaltherrschers Jammeh sowie auf die Tatsache, dass die Opposition diesmal mit seltener Einigkeit angetreten ist; insgesamt sieben Parteien unterstützten Barrow als ihren gemeinsamen Kandidaten.

Der Neue übernimmt eine schwierige Aufgabe: Bei den Afrikanern, die über das Mittelmeer Richtung Europa aufbrechen, ist das winzige Gambia das dritthäufigste Herkunftsland. Glaubt man den Versprechen des Wahlsiegers, könnten sich vielleicht in Zukunft mehr junge Gambier mit dem Gedanken anfreunden, in ihrer Heimat zu bleiben. Barrow hat angekündigt, politische Gefangene freizulassen, eine unabhängige Justiz zu schaffen und Pressefreiheit zu gewähren.

Zudem will er im Sinne eines "Neustarts" die Wirtschaft wiederbeleben, etwa den Tourismus, der für das Land neben dem Export von Erdnüssen eine Haupteinnahmequelle ist. Auch will er außenpolitische Entscheidungen seines Vorgängers rückgängig machen, etwa den Austritt des Landes aus dem Internationalen Strafgerichtshof.

Viele der verblüfften Gambier erklärten am Wochenende, sie fühlten sich schon jetzt "befreit", andere sind vorerst noch etwas skeptisch: Noch ist Jammeh nicht aus dem Präsidentenpalast ausgezogen, noch hat er die Kontrolle über die Armee. Und seinen Hang zu bizarren Überraschungen hat er ja gerade erst wieder unter Beweis gestellt.

© SZ vom 05.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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