Premier League:Özil fehlt überraschend beim FC Arsenal

Lesezeit: 3 min

Mesut Özil hat sich angeblich mit Trainer Unai Emery gestritten. (Foto: AFP)
  • Beim Sieg des FC Arsenal gegen West Ham United steht Mesut Özil überraschend nicht auf dem Platz.
  • Der Spielmacher soll sich im Training mit Trainer Unai Emery gestritten haben.
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Von Sven Haist, London

Auf dem Weg der Erneuerung hat es beim FC Arsenal gerade mal drei Spieltage gedauert, bis Berichte einer ersten Konfrontation bekannt wurden. Im Verlauf der Trainingswoche soll es nach Informationen des amerikanischen Sportsenders ESPN, der sich bei seiner Veröffentlichung auf mehr als einen vereinsnahen Informanten bezieht, zwischen Arsenals neuem baskischem Trainer Unai Emery, 46, und dem deutschen Spielmacher Mesut Özil, 29, zu einer verbalen Auseinandersetzung gekommen sein.

Demzufolge setzte sich Özil in einem Wortgefecht schreiend gegen seinen Vorgesetzten zur Wehr - in der Vorahnung, im kommenden Ligaduell bloß als Ersatzmann auf dem Spielberichtsbogen zu stehen. Schon vor einer Woche wechselte Emery nämlich seinen bekanntesten Profi bei der Niederlage gegen den Lokalrivalen FC Chelsea (2:3) nach 68 Minuten aus. Die Maßnahme durfte zu diesem frühen Zeitpunkt der Saison als zunehmend einsetzender Vertrauensverlust gewertet werden, nachdem Emery in der Vorbereitung noch Özil gestärkt hatte nach dessen Rücktritt aus der deutschen Nationalmannschaft. "Wir sind hier, um ihm zu helfen. Wir sind seine Familie. Trainer und Spieler werden aber immer Kritik abbekommen", sagte Emery damals. Hinter Kapitän Laurent Koscielny wurde Özil zu einem der vier stellvertretenden Spielführer neben Petr Cech, Aaron Ramsey und Granit Xhaka ernannt.

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Der Klub gibt nach dem Erfolg über Brighton bekannt, dass der Torhüter verliehen wird. Manchester City patzt beim Aufsteiger aus Wolverhampton. Cristiano Ronaldo wartet auf sein erstes Tor in der Serie A.

Bei Arsenals mühsamem 3:1 über West Ham United tauchte Özil nun am Samstag nicht im Kader auf. Die Spekulation um den möglichen Streit am Vereinsgelände bekräftigte sich durch Özils vorzeitiges Verlassen des Abschlusstrainings am Freitag. Diese Darstellung der Geschehnisse wies Emery auf der Pressekonferenz allerdings entschieden zurück. "Die Information stimmt nicht. Ich weiß nicht, wer angefangen hat, den Leuten so etwas zu erzählen. Mesut war krank", sagte Emery: "Ich habe ihm mitgeteilt, heute zu kommen, falls er sich besser fühlen würde. Vor dem Spiel war er dann bei mir und der Mannschaft. Es gibt also kein Problem mit dem Spieler. Fragt den Doktor, er kann das besser erklären."

Sofern Özil tatsächlich aufgrund einer schweren Erkältung in der vergangenen Woche für drei Tage am Training und jetzt am Spieltag verhindert war, wäre das sein achter krankheitsbedingter Ausfall in einem Pflichtspiel in den vergangenen anderthalb Jahren. Dabei wartet Arsenal nach wie vor darauf, dass Özil sein Leistungslimit ausreizt. Speziell nach der im Januar vollzogenen, teuren Vertragsverlängerung bis Juni 2021 mit einem Wochengehalt von 350 000 Pfund. Den durch Özils Fehlen frei gewordenen Platz in der Startelf nahm Aaron Ramsey ein, der mitverantwortlich war für den Sieg der Gunners nach dem frühen Rückstand durch Marko Arnautovic. Nach der Begegnung ließ es sich Emery nicht nehmen, ausführlich Ramsey für seinen Einsatz zu loben: "Er hat 90 Minuten gearbeitet. In jedem Moment, wo er spielte, hat das Team ihn gebraucht. Sein Tempo und seine Erfahrung sind sehr wichtig für uns."

Die Kontroverse um Özil, die seinem Ansehen nach dem umstrittenen Foto mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan im Mai zusätzlich schaden dürfte, liefert einen Einblick in die angespannte Befindlichkeit des Klubs. Durch den Abgang des knapp 22 Jahre währenden Trainers Arsène Wenger im Sommer geht bei Arsenal gerade eine Entwicklung vonstatten, in der sich die vormaligen Hierarchien neu ausbilden, sowohl innerhalb der Mannschaft als auch auf der Führungsebene. Der Kampf um die Gunst der Entscheidungsträger bekommt mitunter der deutsche Nationaltorhüter Bernd Leno zu spüren, der für 25 Millionen Euro aus Leverkusen nach London gewechselt war, um sich bei Arsenal als Stammtorwart zu beweisen. Diese Stelle blockiert jedoch der 36 Jahre alte Petr Cech, der bei Trainer Emery im Moment noch höher angesehen ist.

Immerhin beruhigt der erste Sieg in der Premier League unter Emery den Verein nach zwei Auftaktniederlagen. Ein Eigentor des gegnerischen Abwehrspielers Issa Diop half Arsenal aus der Not (70.). Nach dem Ausgleich durch Nacho Monreal (30.) arbeiteten sich die Gunners nämlich an der gegnerischen Defensive ab, bis kurz vor Abpfiff der eingewechselte Danny Welbeck mit dem dritten Tor für die Entscheidung sorgte (90+2.). Mit beiden Händen in der Hosentasche nahm Emery den Erfolg scheinbar gleichgültig entgegen, vermutlich weil er die Anstrengung ahnt, die es benötigen wird, um den Verein wieder zu einem Meisterschaftskandidaten zu entwickeln.

Die Diskussion um die Schwierigkeit, dass die inhomogen zusammengestellte Mannschaft eher nicht den Anforderungen ihres Trainers Emery entsprechen kann, steht Arsenal übrigens noch bevor - sobald die Debatten um Mesut Özil einmal beendet sind.

© SZ vom 26.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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