Schwerin:Richtungsstreit in AfD: Augustin lehnt Rücktritt ab

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Schwerin (dpa/mv) - Mit öffentlicher Kritik am Verhalten der AfD-Landtagsfraktion hat Co-Landesparteichef Dennis Augustin den seit langem schwelenden Machtkampf in der AfD Mecklenburg-Vorpommerns angefacht. In einem gemeinsamen Schreiben an die Mitglieder werfen der andere Vorsitzende Leif-Erik Holm und Fraktionschef Nikolaus Kramer Augustin vor, mit seinen Äußerungen "eine rote Linie überschritten zu haben". Eine vertrauensvolle Zusammenarbeit sei so nicht möglich, Augustin solle daraus die Konsequenzen ziehen, heißt es in dem Schreiben.

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Schwerin (dpa/mv) - Mit öffentlicher Kritik am Verhalten der AfD-Landtagsfraktion hat Co-Landesparteichef Dennis Augustin den seit langem schwelenden Machtkampf in der AfD Mecklenburg-Vorpommerns angefacht. In einem gemeinsamen Schreiben an die Mitglieder werfen der andere Vorsitzende Leif-Erik Holm und Fraktionschef Nikolaus Kramer Augustin vor, mit seinen Äußerungen „eine rote Linie überschritten zu haben“. Eine vertrauensvolle Zusammenarbeit sei so nicht möglich, Augustin solle daraus die Konsequenzen ziehen, heißt es in dem Schreiben.

Auslöser war eine Rede Augustins auf einer Wahlkampf-Veranstaltung der AfD am 23. Mai in Rostock, bei der er die AfD-Landtagsfraktion massiv attackiert hatte. Wie mehrere Medien berichteten, hatte er sich daran gestört, dass seine Parteifreunde im Landtag unter anderem der neu gewählten Präsidentin Birgit Hesse (SPD) Blumen überreichten. Dies wertete er als Anbiederung. „Wer sich wie ein Wurm verhält, der darf sich am Ende nicht darüber beklagen, wenn er wie einer behandelt wird“, sagte Augustin.

Diesen Vergleich sehen Kramer und Holm als parteischädigend. Interne Kritik sei richtig und notwendig. „Wer meint, sich dabei als Hasardeur betätigen zu müssen, ist bei uns fehl am Platze“, schreiben beide in ihrem Brief, aus dem mehrere Medien zitierten.

Einen Rücktritt lehnte Augustin, der dem rechtsnationalen Flügel der AfD zugerechnet wird und als Gegenspieler Holms gilt, am Mittwoch entschieden ab. „Ich sehen dazu keine Veranlassung. Der Großteil der Mitglieder steht hinter mir“, sagte der 48-jährige Bauunternehmer, der aus Hamburg stammt und mit seiner Familie in Ludwigslust lebt. Er verwies auf zahlreiche Zuschriften, in denen ihm 80 Prozent der Absender signalisiert hätten, dass sie die von ihm angestoßenen Diskussion für richtig und wichtig hielten.

Anfang Mai bereits hatte AfD-Bundeschef Alexander Gauland Augustin als ein Problem in der Partei bezeichnet und eine Trennung angedeutet. Der „Welt am Sonntag“ sagte Gauland: „Unter Umständen muss man sich politisch von Menschen trennen, aber nicht immer mit Parteiausschlussverfahren.“

Augustin selbst richtete zu Wochenbeginn ebenfalls ein Schreiben an die Mitglieder des AfD-Landesverbandes. Darin schrieb er, dass es ihm mit seiner Aussage „insbesondere um die Frage der Haltung und um das Thema der Anerkennung durch den politischen Gegner“ gegangen sei. Jenen, die der AfD im Bundestag den Posten des Vizepräsidenten verweigerten, sollten in den Landtagen keine Blumen überreicht werden, schrieb er.

Der von ihm bemühte Vergleich mit Würmern sei nicht als persönliche Diffamierung von AfD-Abgeordneten zu verstehen. Das Zitat gehe auf den Philosophen Immanuel Kant zurück, der sich „in seinen Schriften umfassend mit dem Thema der menschlichen Würde auseinandergesetzt“ habe.

Augustin war in der Vergangenheit mehrfach durch Hinweise auf Kontakte zu rechten Gruppierungen sowie provozierende Aussagen zur Demokratie und zum Islam in die Schlagzeilen geraten. Die Tageszeitung „Die Welt“ zitierte in jüngst mit einer Aussage vom AfD-Neujahrsempfang im Januar auf Rügen: „Wir brauchen Leute mit grimmiger Entschlossenheit, wir brauchen Leute, die sich den Verlockungen des politischen Systems versagen.“

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