Obama vor dem australischen Parlament:"Wir sind hier, um zu bleiben"

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Obama will mehr amerikanische Elitesoldaten in Australien stationieren: Ein Signal dafür, dass die "Vereinigten Staaten als pazifische Macht in Zukunft eine größere Rollen spielen werden". Der US-Präsident will vor allem die chinesischen Ansprüche abwehren.

Christian Wernicke, Washington

In einer fundamentalen Neuorientierung ihrer Außen- und Sicherheitspolitk wollen sich die USA vermehrt Ost- und Südostasien zuwenden und dem wachsenden Einfluss Chinas begegnen. "Die Vereinigten Staaten sind eine pazifische Macht, und wir sind hier, um zu bleiben", sagte Barack Obama in einer Grundsatzrede vor dem australischen Parlament in Canberra: "Ich habe die wohlüberlegte und strategische Entscheidung getroffen, dass die Vereinigten Staaten als pazifische Macht eine größere und langfristige Rolle spielen werden bei der Gestaltung dieser Region und ihrer Zukunft."

US-Präsident Obama bei seiner Rede vor dem australischen Parlament. (Foto: via Bloomberg)

Zwar müsse Amerika sein Militärbudget nach zehn Jahren Anti-Terror-Krieg zurückfahren, so Obama, doch habe er angeordnet, den asiatisch-pazifischen Raum von diesen Einsparungen auszunehmen.

Als Signal an Peking bewerten Sicherheitsexperten die Ankündigung vom Mittwoch, die USA wollten in den nächsten Jahren bis zu 2500 Marines in Darwin an Australiens Nordküste stationieren. Allerdings errichtet Washington dazu keine eigene Militärbasis, die zunächst 250 Elitesoldaten sollen australische Kasernen nutzen.

Der Ort Darwin, der im Zweiten Weltkrieg von denselben Einheiten der japanischen Luftwaffe bombardiert worden war wie zuvor Pearl Harbor, hat für Australier wie für Amerikaner hohen Symbolwert: 10.000 alliierte Truppen waren dort stationiert, um die Stadt gegen eine japanische Invasion zu verteidigen, und von dieser Hafenstadt aus begann der legendäre US-General Douglas MacArthur die militärische Kampagne, die mit der totalen Niederlage Japans 1945 endete.

Obama: Wir fürchten China nicht

Bereits vor seiner Rede im Parlament hatte Obama in Australien angekündigt, dass die Vereinigten Staaten "ihr Engagement im gesamten asiatisch-pazifischen Raum ausbauen." Indirekt ging der Präsident auf Vorwürfe aus Peking ein, Washington verfolge eine aggressive Strategie zur Isolation und Ausgrenzung Chinas: "Die Vorstellung, wir fürchteten China, ist falsch", sagte Obama und fügte hinzu: "Die Vorstellung, dass wir versuchen, China auszuschließen, ist irrig."

Bereits seit vorigem Jahr bemüht sich Washington verstärkt, chinesische Hoheitsansprüche im Südchinesischen Meer - einem der weltweit wichtigsten Schifffahrtswege - abzuwehren. Vor allem Vietnam und die Philippinen zeigen sich zunehmend besorgt über Pekings Manöver in den Gewässern. Die neue amerikanische Militärpräsenz in Darwin sei deshalb "eindeutig gegen potentielle Aggressionen Chinas gerichtet", meint Ernie Bower, Südostasienexperte des Center for Strategic and International Studies in Washington. Für eine langfristige Machtbalance versuche Washington zudem, verstärkt "Indien in den asiatisch-pazifischen Raum zu ziehen."

Pazifische Freihandelszone ohne China

Beim Apec-Gipfel auf Hawaii am vorigen Wochenende hatte Obama den US-Plan einer pazifischen Freihandelszone mit Japan, aber ohne China vorangetrieben. Am Donnerstag wird er als erster US-Präsident am Gipfeltreffen der Asean-Nationen in Indonesien teilnehmen. Obamas sicherheitspolitischer Berater Thomas Donilon hat erklärt, die USA müssten sich "rebalancieren": Die Kriege im Irak und in Afghanistan hätten zu viele Ressourcen verschlungen, Asien hingegen verheiße Wachstum und amerikanische Arbeitsplätze. Europa spielt in der US-Debatte hingegen aufgrund der Euro-Schuldenkrise eine meist negativ bewertete Rolle.

© SZ vom 17.11.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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