Pjöngjang hat sich zum ersten Mal offiziell zum Grenzübertritt des US-Soldaten Travis T. King von Südkorea nach Nordkorea geäußert. Die staatliche Nachrichtenagentur Nordkoreas, KCNA, berichtete, die nordkoreanischen Ermittler seien zu dem Schluss gekommen, dass der US-Soldat absichtlich und illegal die Demarkationslinie überschritten habe, um in Nordkorea oder einem Drittland Zuflucht zu suchen.
King soll sich im Laufe der Ermittlungen geäußert und erklärt haben, warum er nach Nordkorea wollte. Wie die Nachrichtenagentur angab, habe King von "unmenschlicher Misshandlung und Rassendiskriminierung innerhalb der US-Armee" gesprochen und sei deshalb geflohen. Die ungleiche amerikanische Gesellschaft habe ihn desillusioniert.
King ist seit fünf Jahren der erste US-Amerikaner, der in Nordkorea in Untersuchungshaft sitzt. Ein Sprecher des US-Verteidigungsministeriums sagte, man könne seine Aussagen nicht prüfen, versuche aber weiterhin, eine sichere Rückkehr zu ermöglichen.
Der US-Soldat hatte die Demarkationslinie zwischen Südkorea und Nordkorea am 18. Juli bei einem privaten Besuch mit einer Touristengruppe überschritten. Eigentlich hätte er da bereits in einem Flugzeug zurück in die USA sitzen sollen. Denn King, 23, war zuvor zwar als Gefreiter der First Armored Division in Südkorea - dort aber wegen Körperverletzung bereits zwei Monate lang im Gefängnis gesessen.
Er sollte zurück nach Fort Bliss in Texas, wo ihn wohl weitere disziplinarische Maßnahmen erwartet hätten. Aber King stieg nicht ins Flugzeug, stattdessen nahm er an der Tour zur zwischenkoreanischen Sicherheitszone, der Joint Security Area (JSA), teil und nutzte sie für den illegalen Grenzübertritt.
Koreas entmilitarisierte Zone, knapp 250 Kilometer lang, etwa vier Kilometer breit, ist die wohl am schwersten bewachte Grenze der Welt. Die JSA ist ihre einzige Stelle, an der sich Wachleute beider Seiten direkt gegenüberstehen. Auf der südkoreanischen Seite ist sie eine Touristenattraktion, die Besuchern die Illusion vermittelt, dass die Parteidiktatur Nordkorea doch nicht so abgeschottet ist vom Rest der Welt.