Gelbes Meer:Nordkorea feuert mit 200 Granaten auf Grenzregion zu Südkorea

Lesezeit: 1 min

Die Insel Yeonpyeong liegt nur wenige Kilometer von Nordkoreas Küste entfernt - und war in der Vergangenheit bereits häufiger Schauplatz von militärischen Auseinandersetzungen. (Foto: Ed Jones/AFP)

Das Regime von Kim Jong-un schießt mit Artillerie auf die Pufferzone zwischen den beiden Staaten. Die Granaten fallen kurz vor der Grenze ins Wasser, Südkorea spricht von einem "provokativen Akt".

Nordkoreas Militär hat mehr als 200 Artilleriegeschosse auf die Region nahe der Seegrenze zu Südkorea gefeuert. Das berichtet das südkoreanische Militär. Dem Generalstab zufolge fielen die Granaten nördlich der Linie ins Gelbe Meer, sie seien nicht auf südkoreanisches Gebiet eingedrungen. Schäden habe es keine gegeben, dennoch wurden die Bewohner der Insel Yeonpyeong dazu aufgerufen, sich vorübergehend in Sicherheit zu bringen.

Die Insel gehört zu Südkorea und liegt nur wenige Kilometer entfernt von der nordkoreanischen Küste und der nördlichen Grenzlinie. Diese Grenze wird von Nordkorea nicht anerkannt. Sie wurde nach dem Koreakrieg (1950-53) einseitig von einem UN-Kommando gezogen, um Feindseligkeiten zwischen beiden Seiten zu verhindern. Auf der Insel Yeonpyeong sind seither südkoreanische Soldaten stationiert. Im Jahr 2010 beschoss Nordkorea die Insel direkt mit Artilleriegranaten, vier Menschen kamen dabei ums Leben, zwei Soldaten und zwei Zivilisten.

Auch wenn es dieses Mal weit weniger drastisch ist - die Spannungen auf der Koreanischen Halbinsel nehmen derzeit wieder zu. Im November 2023 kündigte Nordkorea ein Abkommen mit dem Süden auf, das gedacht war, um militärische Spannungen abzubauen. Zum Neujahrstag sorgte dann eine Äußerung von Machthaber Kim Jong-un für Aufsehen: Er sagte, eine Wiedervereinigung mit dem Süden werde nicht mehr angestrebt. "Wir sollten nicht noch einmal den Fehler machen, sie als Gegenüber für Aussöhnung und Vereinigung anzusehen, da Südkorea uns zu seinem Hauptfeind erklärt hat." Er verkündete außerdem, drei weitere Aufklärungssatelliten starten zu lassen. Damit wolle man die USA beobachten.

Auch im Süden wird die Politik gegenüber dem aggressiven Nachbarn wieder härter. Präsident Yoon Suk-yeol vertritt eine scharfe Linie gegenüber Nordkorea. Laut der Nachrichtenagentur Yonhap hatten die Streitkräfte Südkoreas und der USA am Donnerstag nahe der Grenze zu Nordkorea ebenfalls eine Artillerieübung begonnen. Zuletzt kündigte Yoon an, den Etat für das Verteidigungsministerium aufzustocken - das Vereinigungsministerium muss dagegen mit deutlich weniger Geld zurechtkommen.

© SZ/dpa/zaa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Süd- und Nordkorea
:Der Traum von der Wiedervereinigung soll billiger werden

Nord und Süd als geeintes Land? Den Etat für diese Anstrengung kürzt Südkorea jetzt um 22,7 Prozent - mehr Geld fließt dagegen in die Verteidigung. Das spiegelt die harte Nordkorea-Politik von Präsident Yoon Suk-yeol.

Von Thomas Hahn

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: