Gipfel in Pjöngjang:Kim will größte Atomanlage schließen und Inspekteure zulassen

  • Die Staatschefs von Nord- und Südkorea haben bei ihrem Gipfel in Pjöngjang ein Abkommen unterzeichnet, das die Denuklearisierung der Koreanischen Halbinsel vorsieht.
  • Laut Moon ist Kim dazu bereit, seine größte Atomanlage abzubauen und internationale Inspekteure ins Land zu lassen.
  • Als erster nordkoreanischer Machthaber hat Kim einen Besuch in Seoul angekündigt.
  • Beide Länder wollen sich gemeinsam um die Olympischen Spiele 2032 bewerben.

Der Korea-Gipfel hat offenbar Fortschritte im Ringen um atomare Abrüstung und verbesserte Beziehungen gebracht. Bei ihrem Treffen in Pjöngjang haben Südkoreas Präsident Moon Jae-in und Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un vereinbart, die Koreanische Halbinsel von Atomwaffen zu befreien. Das erklärte Kim am Mittwoch nach der Unterzeichnung eines gemeinsamen Abkommens in der nordkoreanischen Hauptstadt.

Moon sagte, beide Länder wollten "jegliche Kriegsgefahr" beseitigen. Nach seinen Angaben erklärte sich Nordkorea dazu bereit, seine größte Atomanlage Yongbyon abzubauen und zur Überwachung der Fortschritte internationale Atominspekteure ins Land zu lassen. Gleiches soll auch für die Raketentest-Anlage in Sohae an der Westküste und die dortige Startrampe gelten. In dem Komplex von Yongbyon stehen ein Atomreaktor und eine Wiederaufbereitungsanlage, die atomwaffenfähiges Plutonium erzeugen können, sowie eine Anlage zur Anreicherung von Uran, das ebenfalls zum Atomwaffenbau verwendet werden kann.

Unklar ist allerdings, wann und wie der Abbau genau passieren soll, und was Kim im Gegenzug für sein Entgegenkommen von Südkorea und den USA erwartet. Im Beisein von Moon sagte der Machthaber: "Wir haben uns darauf geeinigt, die Koreanische Halbinsel zu einem Land des Friedens zu machen, das frei von Nuklearwaffen und nuklearer Bedrohung ist. Der Pfad hin zu unserer Zukunft wird nicht immer leicht sein und wir werden Herausforderungen und Kämpfen begegnen, die wir noch nicht voraussehen können. Doch wir haben keine Angst vor Gegenwind und unsere Kraft wird wachsen, während wir jede Prüfung auf Basis der Stärke unserer Nation überwinden."

USA erwarten "bedeutende und überprüfbare Schritte"

Es ist der dritte Korea-Gipfel in diesem Jahr und der erste in Pjöngjang. Beobachter sahen Moons aktuelle Begegnung als sein wohl schwierigstes Treffen mit dem nordkoreanischen Machthaber an. Südkoreas Präsident will die stockenden Verhandlungen zwischen Nordkorea und den USA wieder in Gang bringen.

Zuletzt mehrten sich Zweifel an der Ernsthaftigkeit von Kims Bekenntnis zu einer Entnuklearisierung Nordkoreas, die er bei seinem Gipfeltreffen mit US-Präsident Donald Trump im Juni in Singapur in Aussicht gestellt hatte. Nordkorea machte die USA für den Stillstand bei den Verhandlungen verantwortlich, Washington dringt auf eine umfassende Offenlegung von Pjöngjangs Atomarsenal und eine unumkehrbare Abrüstung.

Kim und Moon sowie die beiden Verteidigungsminister haben nun eine Erklärung unterzeichnet. Sie sieht Pufferzonen entlang der Land- und Seegrenzen der beiden Koreas vor. Dadurch sollen militärische Spannungen und versehentliche Zusammenstöße vermieden werden. Außerdem sollen auf beiden Seiten je elf Grenzwächter abgezogen werden. Über der Grenze solle eine Flugverbotszone eingerichtet werden. Diese solle für Flugzeuge, Helikopter und Drohnen gelten.

Kim will nach eigenen Angaben "bald" die südkoreanische Hauptstadt Seoul besuchen. Beide Staatschefs vereinbarten zudem, sich gemeinsam um die Olympischen Spiele 2032 bewerben zu wollen.

Die USA hofften auf "bedeutende und überprüfbare" Schritte in Richtung einer atomaren Abrüstung, hatte die Sprecherin des Außenministeriums in Washington vor Verkündung der Zwischenergebnisse in Pjöngjang gesagt. Der Gipfel sei eine "historische Gelegenheit" für Kim, die bei den Gipfeln mit US-Präsident Donald Trump im Juni in Singapur und mit Moon im April und Mai im Grenzort Panmunjom eingegangenen Zusagen umzusetzen.

US-Präsident Donald Trump hat die jüngsten Vereinbarungen beim Gipfel zwischen Nord- und Südkorea in einer ersten Reaktion als "sehr spannend" bezeichnet.

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