Nach einem Angriff bewaffneter Männer auf eine Schule im Norden Nigerias werden mehr als 300 offenbar verschleppte Schuljungen vermisst. Der Deutschen Presse-Agentur zufolge sprach der Gouverneur der Region Katsina, Minu Masari, nach einem Treffen mit Sicherheitskräften am Sonntag von 333 vermissten Kindern. Die Nachrichtenagentur AP berichtet unter Berufung auf einen Polizeisprecher von etwa 400 Schülern. Suchtrupps seien im Einsatz, um die Kinder zu finden und zu retten. Polizei und Militär arbeiteten eng mit den Schulbehörden zusammen, um die tatsächliche Zahl der Vermissten auszumachen.
Ziel der Attacke am Freitag war die staatliche Oberschule in der Stadt Kankara, die insgesamt 839 Schüler hat. Die unbekannten Angreifer schossen mit automatischen Waffen um sich, wie Polizeisprecher Gambo Isah am Wochenende sagte. Etwa 200 Kinder und Jugendliche auf dem Gelände des Internats seien inmitten von Schusswechseln der Angreifer mit der Polizei entkommen. Hunderte verschwanden jedoch; von ihnen fehlte auch am Sonntag trotz der großangelegten Suche unter Mithilfe der Streitkräfte noch jede Spur.
Demonstrationen in Nigeria:Protest gegen eine tödliche Polizeitruppe
Für 82 Fälle von Folter, Misshandlung und Hinrichtung soll die nigerianische Elite-Polizeieinheit SARS verantwortlich sein. Seit zwei Wochen begehren die Menschen nun auf. Und auch Prominente wie Beyoncé solidarisieren sich.
Augenzeugen berichteten der Deutschen Presse-Agentur, dass zahlreiche Kinder verschleppt wurden. Zunächst bekannte sich niemand zu der Tat. Verteidigungsminister und Generalmajor Bashir Salihi-Magash versicherte, die Armee werde die Täter jagen und die Schuljungen befreien. Man habe bereits Informationen über deren Aufenthaltsort.
Wer hinter der Tat steckt, ist noch unklar
Im Jahr 2014 hatte die Entführung von 276 Schulmädchen im Norden Nigerias durch die Islamisten-Gruppe Boko Haram für weltweites Aufsehen gesorgt. Von ihnen werden noch heute rund 100 vermisst. Wer im aktuellen Fall hinter der Tat steckt, blieb zunächst unklar. Es könnte sich ersten Ermittlungen zufolge auch um Kriminelle handeln, die Lösegeld erpressen wollen.
Die Zeitung Punch berichtete von Protestaktionen in Katsina am Sonntag, die sich auch gegen die Regierung richteten. Demonstranten hätten "Wir wollen unsere Kinder zurück" und "Wir wollen Sicherheit in Kankara" gerufen. Der Regionaldirektor West- und Mittelafrika des Kinderhilfswerks Unicef, Marie-Pierre Poirier, verurteilte die Entführung und forderte die "sofortige und bedingungslose Freilassung aller Kinder und ihre Rückkehr in ihre Familien". Unicef sei sehr beunruhigt über den Fall, der erneut die verbreitete schwere Verletzung der Kinderrechte in Nordnigeria aufzeige. Er würdigte in einer Erklärung die Bemühungen der Regierung Nigerias, die vermissten Kinder sicher heimzuholen.