Silvesterfeiern:Zur Belohnung Konfetti

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Die Feier auf dem Times Square ist eine wichtige Angelegenheit fürs Stadtmarketing, da wird wenig dem Zufall überlassen: So fand am Donnerstag vor Silvester ein Konfettiregentest statt. (Foto: Timothy A. Clary/AFP)

New York ist in diesen Tagen so voll wie lange nicht. Und nach den Pandemiejahren 2020 und 2021 darf es auch am Times Square wieder eng zugehen.

Von Christian Zaschke

So voll wie in diesen Tagen war New York City lange nicht mehr. Wer den Fehler begeht, die Gegend rund um den Times Square zu durchqueren, steckt bald in Massen sich langsam bewegender Menschen fest, die auf die blinkenden Werbetafeln blicken und bisweilen, vermutlich überwältigt von so viel New York, ganz einfach: stehen bleiben. Langsam gehende Menschen machen sich bei den Bewohnern dieser Stadt unbeliebt, aber wenn New Yorker eines wirklich nicht ausstehen können, dann sind das Menschen, die einfach stehen bleiben. Rund um den Times Square gibt es sogar Schilder, auf denen steht: Keep Walking!

2020 waren wegen der Pandemie zum Jahreswechsel kaum Touristen in der Stadt. 2021 waren es ein paar mehr, aber die fielen nicht weiter ins Gewicht. Zur traditionellen Silvesterfeier auf dem Times Square waren lediglich 15 000 Besucher zugelassen. Das war noch immer den Vorsichtsmaßnahmen wegen Covid geschuldet, wiewohl diese 15 000 Menschen dann überwiegend maskenlos erschienen. Es wäre übertrieben zu sagen, dass sie sich in der Weite des Platzes verloren, aber es war doch ein sichtbarer Unterschied zu den vorpandemischen Jahren.

2021 war das einzige Jahr, in dem man wegen der Beschränkung ziemlich genau wusste, wie viele Besucher sich auf dem Platz eingefunden hatten. In der Vergangenheit wurden die Zahlen grob geschätzt. In den Neunzigerjahren hatte die Polizei stets angegeben, dass rund 500 000 Menschen auf dem Times Square Silvester feiern. Das schien damals schon eine übertrieben hohe Zahl zu sein, was den früheren Bürgermeister Rudy Giuliani im Jahr 2000 nicht davon abhielt zu behaupten, dass rund zwei Millionen Menschen in der Gegend feierten. Die Zahl war eine Erfindung, Giuliani wollte damit betonen, wie groß und bedeutend New York ist - und nicht zuletzt er selbst.

Der britische Mathematiker G. Keith Still, der sich unter anderem mit dem Schätzen der Größe von Menschenansammlungen beschäftigt, hat im Jahr 2018 errechnet, dass die Zahl der Besucherinnen und Besucher auf dem Times Square an Silvester wohl knapp unter 100 000 liegt. Das New Yorker Stadtmarketing ignoriert diese Berechnung selbstverständlich. Wie viele Menschen auch immer es sein mögen: Sicher ist, dass es in diesem Jahr wieder richtig voll wird.

Dass Regen vorhergesagt ist, wird Zehntausende Touristen nicht davon abhalten, sich von mittags an auf dem Platz zu versammeln. Ab spätestens 18 Uhr wird der Times Square voll sein. Man braucht eine leicht masochistische Ader, um sich das anzutun. Rucksäcke sind nicht erlaubt, Alkohol ist nicht erlaubt, und, wichtig zu wissen: Es gibt keine Toiletten. Allerlei Bands treten auf, um Mitternacht fährt ein Glitzerball an einem Fahnenmast auf einem Hochhaus herunter, das ist der sogenannte "Ball Drop", der Höhepunkt der Feierlichkeiten.

Zur Belohnung dafür, dass sie so lange ausgeharrt haben, werden die Feiernden anschließend mit Konfetti beschneit, sehr viel Konfetti. Laut Stadtmarketing ist es eine Tonne, 1000 Kilogramm. Aber auch diese Zahl könnte mindestens ein wenig übertrieben sein.

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