Neuer Stabschef von Obama:Mann "ohne Ego"

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Barack Obama hat seinen bisherigen Berater zum Stabschef auf Zeit befördert: Pete Rouse. Der ist in Washington hochgeschätzt, obwohl oder vielleicht gerade weil er nicht das tut, was man in der US-Hauptstadt tun muss, um dazu zu gehören.

Reymer Klüver

Kaum einer hat seinen Namen gehört außerhalb der Politzirkel Washingtons. Das wird sich nun ändern. Pete Rouse steigt zum mächtigsten Mann im Weißen Haus auf, gleich hinter dem Präsidenten: Barack Obama hat seinen bisherigen Berater zum Stabschef auf Zeit befördert. Bis nach den Kongresswahlen im November, vielleicht auch länger soll der für seine Ruhe und Umsicht bekannte 64-Jährige Nachfolger des umtriebigen Rahm Emanuel werden, sozusagen der Geschäftsführer des Weißen Hauses.

Pete Rouse steigt zum mächtigsten Mann im Weißen Haus auf, gleich hinter dem Präsidenten. (Foto: dpa)

Rouse gilt im Weißen Haus als fixer, was man vielleicht als Problemlöser übersetzen kann. Im Gegensatz zu seinem raubauzigen Vorgänger ist Rouse ein Mann des Ausgleichs. Nicht eine Anekdote ist überliefert, in der er gegenüber Mitarbeitern laut geworden wäre. Die Frage ist nur, ob Obama nach der Wahl anstelle eines stillen Insiders lieber eine Persönlichkeit als Stabschef hätte, die auch nach außen wirkt.

Der Präsident kennt Rouse seit sechs Jahren. Damals war er gerade Senator geworden; und Rouse hatte seinen Job als Stabschef von Senatsführer Tom Daschle verloren, weil sein Boss überraschend abgewählt worden war. Rouse war damals eine Art lebende Legende im Senat. Er galt wegen seines Wissen und seiner Verbindungen in dem hundertköpfigen Gremium als "101. Senator".

Rouse empfing seinen neuen Chef mit einem Aktenordner, in dem er die einzelnen Schritte einer Karriere Obamas im Senat entworfen hatte. Ähnliche Drehbücher schrieb er später wieder, als sich sein Boss zur Präsidentschaftskandidatur entschlossen hatte und bevor Obama ist Weiße Haus einzog. Folgerichtig war Rouse auch der Mann, der Obamas hochgelobtes Übergangsteam vor der Amtsübernahme zusammenstellte.

Er hat in diesen wenigen Jahren das Vertrauen des Präsidenten erworben, was man auch daran erkennt, dass Rouse in Obamas Weißem Haus als "Senior Advisor" einzog, als "Leitender Berater". Das ist ein Titel, den sonst nur Valerie Jarrett und David Axelrod führen dürfen, zwei langjährige Weggefährten aus Chicago. "Er ist völlig frei von Ego", sagt Obama über seinen Berater.

In Washington ist Rouse hochgeschätzt, obwohl oder vielleicht gerade weil er nicht das tut, was man in der US-Hauptstadt tun muss, um dazu zu gehören. Selten einmal hat man ihn bei Empfängen und Partys getroffen, und auch nicht in jenen Lokalen, in die man vor allem geht, um gesehen zu werden. Selbst als sein ehemaliger Chef Daschle einen Abschiedsempfang für alle Mitarbeiter gab, fehlte der wichtigste aus dem Team: Stabschef Rouse, der zuvor dafür gesorgt hatte, dass alle nun von Arbeitslosigkeit bedrohten Helfer einen neuen Job fanden.

Angesichts derlei Scheu vor dem Rampenlicht ist es nicht verwunderlich, dass nur wenig über Rouses Privatleben bekannt ist. Er ist Junggeselle, hat zwei Maine-Coon-Katzen (eine uramerikanische Rasse) und liebt Musik - im Wahlkampf brachte er die überlebenden Mitglieder der Band Grateful Dead dazu, für Obama aufzutreten. Die Gabe der Überredungskunst dürfte er gebrauchen im neuen Job.

© SZ vom 02.10.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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