Nahostkonflikt:Krise am Tempelberg: UN-Sicherheitsrat trifft sich zur Dringlichkeitssitzung

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Israelische Sicherheitskräfte geraten mit einem Palästinenser aneinander. (Foto: AFP)
  • Drei Länder haben aufgrund der aktuell brisanten Lage am Tempelberg in Jerusalem eine Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats beantragt.
  • Schweden, Frankreich und Ägypten haben darum gebeten, dass das Gremium in New York rasch zusammenkommen soll. Das Treffen ist für Montag geplant.
  • Israel hat den Zugang zum Tempelberg seit einigen Tagen abgeriegelt - als Reaktion auf ein dort verübtes Attentat.

Angesichts der zunehmenden Gewalt im Streit um den Zugang zum Jerusalemer Tempelberg haben Schweden, Frankreich und Ägypten eine Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats beantragt. Die Ratsmitglieder müssten dringend über Möglichkeiten beraten, "wie die Appelle zu einer Deeskalation unterstützt werden können", sagte der schwedische UN-Botschafter Carl Skau in New York. Das Gremium soll dafür am Montag zusammenkommen.

Derweil gehen die Unruhen in der Region weiter. In dem Heimatort eines palästinensischen mutmaßlichen Angreifers warfen nach Angaben des israelischen Militärs rund 50 Menschen Steine auf israelische Soldaten, als diese das Haus des Mannes durchsuchten. Ihm wird vorgeworfen, am Freitagabend drei Israelis erstochen zu haben. Der junge Mann war am Freitag nach israelischen Angaben in die jüdische Siedlung Halamisch nahe Ramallah eingedrungen und hatte eine Familie überrascht, die die Geburt eines Enkelkindes während des Sabbats gefeiert hatte.

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu nannte die Tat einen "Terrorakt", der von einem "Tier" ausgeführt worden sei, "das mit unergründlichem Hass aufgehetzt wurde". Auch das Auswärtige Amt in Berlin verurteilte die "heimtückische Ermordung" der drei israelischen Familienmitglieder. Zugleich rief ein Sprecher alle Seiten auf, zu einer Entspannung des Konflikts beizutragen.

Der israelische Verteidigungsminister Avigdor Lieberman hatte angekündigt, dass das Haus des Täters als Bestrafung für die Tat zügig abgerissen werde. Anwohner berichteten, dass die Familie des Angreifers in Erwartung der Zerstörung der Unterkunft Wertsachen aus dem Haus geholt habe. Ihren Angaben zufolge hatten Bewohner des Ortes Steine geworfen und Reifen angezündet. Die Soldaten hätten Gummigeschosse abgefeuert und Tränengas eingesetzt.

Der Angreifer war laut Behördenangaben über einen Zaun geklettert und hatte die Familie mit einem Messer attackiert. Der Mann wurde durch Schüsse verletzt und kam in ein Krankenhaus. Auf Facebook hatte er erklärt, er wolle sich für die "Entweihung" muslimischer Heiligtümer in Jerusalem rächen. Gemeint war damit der Tempelberg.

Den hatte Israel als Antwort auf ein jüngstes Attentat, bei dem zwei arabisch-israelische Polizisten sowie die drei arabisch-israelischen Angreifer getöteten worden waren, für Palästinenser teilweise abgeriegelt und Metalldetektoren aufgestellt. Das Attentat und die daraus folgende Sperrung des Tempelbergs waren die Auslöser für die jüngste Gewaltwelle. Inzwischen hat Israel signalisiert, die Metalldetektoren wieder abzubauen - wenn es eine andere Möglichkeit gebe, sicherzustellen, dass dort kein weiteres Attentat geschehe.

Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes sagte, es es sei dringend nötig, Gesprächskanäle nicht abreißen zu lassen und Raum für eine gemeinsame Lösung zu geben, die - unter Wahrung des Status Quo am Tempelberg - den Sicherheitsbedürfnissen aller Parteien "und der Bedeutung der heiligen Stätten für die drei monotheistischen Religionen Rechnung trägt".

Die israelische Regierung hat der palästinensischen Autonomiebehörde wiederholt vorgeworfen, Hass auf Israel zu schüren. Die Palästinenser weisen das zurück. Sie halten die jahrzehntelange Besetzung von für einen palästinensischen Staat vorgesehenem Land durch Israel für den Ursprung der Wut vieler Palästinenser.

© SZ.de/KA/AP/AFP/dpa/Bloomberg/Reuters/jael - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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