Mutmaßlicher Nazi-Kriegsverbrecher:Ungarn klagt László Csatáry an

Er soll an der Deportation von Tausenden Juden beteiligt gewesen sein, Lagerinsassen gefoltert und misshandelt haben: Ungarn hat Anklage gegen den mutmaßlichen Nazi-Kriegsverbrecher László Csatáry erhoben. Der Prozess soll schnell beginnen - Csatáry ist 98 Jahre alt.

Ungarische Staatsanwälte haben den mutmaßlichen Nazi-Kriegsverbrecher László Csatáry angeklagt. Dem 98-Jährigen werden Verbrechen an Tausenden Juden vorgeworfen, teilte eine Sprecherin der Budapester Oberstaatsanwaltschaft mit.

Im Mai und Juni 1944 habe er an der Deportation von 12.000 Juden in das Vernichtungslager Auschwitz und andere deutsche Konzentrationslager entscheidend mitgewirkt, heißt es in der Anklage. Außerdem habe er Insassen des Sammellagers im damals ungarischen Kosice der heutigen Slowakei gefoltert und misshandelt.

Da der Fall des 98-Jährigen "außergewöhnlich" sei, müsse laut Staatsanwaltschaft nun binnen 90 Tagen ein Prozess gegen ihn beginnen.

Nach dem Krieg lebte Csatáry unbehelligt unter falschem Namen in Kanada. Als die Behörden im Jahr 1995 seine wahre Identität herausfanden, floh er in seine ungarische Heimat.

Vor zwei Jahren machte das Simon-Wiesenthal-Zentrum in Jerusalem die ungarischen Behörden auf seinen mutmaßlichen Aufenthaltsort aufmerksam. Im vergangenen Juli wurde Csatáry schließlich in der Hauptstadt Budapest festgenommen und steht dort seither unter Hausarrest. Csatáry war bereits im Jahr 1948 in der damaligen Tschechoslowakei in Abwesenheit zum Tod verurteilt worden. Im April wandelte die slowakische Justiz das Todesurteil gegen ihn in eine lebenslange Haftstrafe um. Csatáry bestreitet jede Beteiligung an den ihm zur Last gelegten Verbrechen.

© Süddeutsche.de/AFP/dpa/ratz - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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