US-Midterms:Republikaner sind gegen Identitätspolitik

Auch anderswo in den Vereinigten Staaten schafften es Frauen, sich einen Platz in den Geschichtsbüchern zu sichern. Etwa in Boston, dort gewann Ayanna Pressley, die als erste Afro-Amerikanerin für Massachusetts in das Repräsentantenhaus einzieht. Oder in New York City, wo Alexandria Ocasio-Cortez siegte. Die Demokratin mit puerto-ricanischen Wurzeln vertritt ein sehr linkes Programm, ist Mitglied der "Democratic Socialists" und wird mit ihren 29 Jahren nun das jüngste Mitglied des Repräsentantenhauses.

Die gewählten Frauen könnten nicht nur die Richtung ihrer Partei verändern, sondern den politischen Ton in Washington neu definieren. Sie könnten dazu beitragen, den zweiten Teil von Trumps Amtsperiode entscheidend zu beeinflussen. Denn eines steht jetzt schon fest: Das neue demokratische Repräsentantenhaus wir den Präsidenten mit Sicherheit unter Druck setzen - und wohl auch zu einigen Wutanfällen auf Twitter verleiten.

Doch auch wenn Frauen wie Ocasio-Cortez derzeit gefeiert werden als neue Sterne am Demokraten-Himmel: Ein massiver Linksschwenk in der Partei ist das noch nicht. "Die Erzählung, dass die Partei nach links rückt und die ganze Energie von den extrem Linken kommt, ist nicht wahr", analysierte kürzlich der Think Tank "Third Way" in Washington, der politisch Mitte-links anzusiedeln ist. Die meisten Wähler, die vor zwei Jahren noch für die Republikaner stimmten, sich dieses Mal aber für die Demokraten entschieden haben, dürften nicht durch linke Programmatik motiviert worden sein, sondern durch ihre Wut auf Trump und ihre Sorge um den Verlust der Krankenversicherung.

Einen derartigen Wählerumschwung gab es im Übrigen schon einmal. 2006 wählten viele unabhängige Wähler und moderate Konservative die Demokraten, um den Republikanern die Kontrolle über das Repräsentantenhaus zu entziehen. Damals hieß der Präsident George W. Bush und das Hauptmotiv war der Irakkrieg.

Republikaner sind an Frauenförderung nicht interessiert

Die Demokraten haben es geschafft, mehr Frauen und Minderheiten in Ämter zu bringen. Bei den Republikanern traten in diesem Jahr hingegen weniger Frauen an als noch vor zwei Jahren. Und die Kandidatinnen waren überwiegend weiß.

Ein wesentlicher Unterschied zwischen den beiden Parteien: Bei den Demokraten gibt es viele Organisationen wie etwa Emily's List, die Frauen bei ihrer Kandidatur unterstützen. Hier bekommen die Frauen Coachings und Workshops, finanzielle Starthilfe für ihre Kampagne, Hilfe bei der Strategie oder auch einfach Kontakte.

Bei den Republikanern gibt es diese Infrastruktur nicht. Den Konservativen ist Frauenförderung traditionell ziemlich egal, sie sind sogar explizit gegen Identitätspolitik - finden also, dass Minderheiten und Frauen nicht zwangsläufig im politischen Personal vertreten sein müssen. Nach dem Motto: Wir nehmen den Kandidaten, der am besten scheint. Und das ist im Fall der Republikaner ganz überwiegend ein Mann. Hautfarbe und Geschlecht spielen keine Rolle. Das macht es natürlich schwer für die Partei, Frauen bei der Rekrutierung von Kandidaten zu fördern.

Bei der Präsidentschaftswahl 2020 werden sich also zwei Parteien gegenüberstehen, die demografisch immer unterschiedlicher sind. Während die Demokraten über einen bunten, progressiven Haufen an Kandidaten verfügen, bleiben die Republikaner hauptsächlich weiß. Und männlich.

Zur SZ-Startseite

Midterms 2018
:Demokraten erobern Repräsentantenhaus, Republikaner vergrößern Mehrheit im Senat

Bei der Kongresswahl baut die Partei des US-Präsidenten die Kontrolle im Senat aus. Die Demokraten dominieren künftig die zweite Kammer - und können so Trump auf die Finger schauen. Die Ergebnisse im Überblick.

Lesen Sie mehr zum Thema