Telefonat mit Kanzlerin Merkel:Erdoğan fordert faire Lastenverteilung

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Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan bei einer Rede in Ankara. (Foto: AFP)
  • Der türkische Präsident Erdoğan fordert eine "faire Lastenteilung" beim Thema Flüchtlinge.
  • Das habe Erdoğan der Bundeskanzlerin bei einem Telefonat mitgeteilt, hieß es in einer Mitteilung der Türkei.
  • Die Türkei hat bereits an die vier Millionen Menschen aufgenommen und hatte jüngst erklärt, keine weiteren Flüchtlinge mehr aufnehmen zu können.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan hat in einem Telefonat mit Bundeskanzlerin Angela Merkel eine faire Lastenteilung beim Thema Flüchtlinge gefordert. Erdoğan habe darauf hingewiesen, dass die Last der Flüchtlinge und die Verantwortung für sie fair geteilt und dass internationale Verpflichtungen eingehalten werden müssten, hieß es in der Nacht zum Dienstag in einer Mitteilung der türkischen Regierung. Die Türkei hat seit Beginn des Bürgerkriegs im Nachbarland Syrien fast vier Millionen Flüchtlinge aufgenommen.

Die Bundeskanzlerin hatte am Montag ihrerseits Erdoğan ermahnt. Dieser fühle sich "im Augenblick nicht ausreichend unterstützt" durch die EU, sagte Merkel bei einer Pressekonferenz zum Integrationsgipfel in Berlin. "Aber bei allem Verständnis finde ich es völlig inakzeptabel, dass man das auf dem Rücken von Flüchtlingen austrägt". Die Migranten, die derzeit an der griechisch-türkischen Grenze ausharrten, seien "in eine Sackgasse" geführt worden. Erdoğan hatte am Wochenende das EU-Türkei-Abkommen faktisch aufgekündigt und die Grenzen für Flüchtlinge in Richtung Europa für eröffnet erklärt.

EU-Türkei-Abkommen
:Merkel ermahnt Erdoğan

Der türkische Präsident solle seine Probleme mit der Europäischen Union "nicht auf dem Rücken von Flüchtlingen austragen", sagt die Bundeskanzlerin.

Seitdem haben sich Tausende Migranten auf den Weg zur griechischen Grenze gemacht, wo sie jetzt bei Kälte auf türkischer Seite ausharren. Griechische Sicherheitskräfte setzten mehrfach Blendgranaten und Tränengas ein, um Menschen zurückzudrängen. Am Montag war ein Kind ums Leben gekommen, als Tausende Migranten und Flüchtlinge versuchten, in einem Boot nach Lesbos überzusetzen.

Erdoğan warf zudem griechischen Sicherheitskräften vor, zwei Migranten getötet und einen verletzt zu haben. Dies sagte er nach Angaben der staatlichen türkischen Nachrichtenagentur Anadolu nach einem Treffen mit Bulgariens Regierungschef Boiko Borissow in Ankara. Erdoğan warf der EU zudem vor, die Vorgaben aus dem Flüchtlingspakt von 2016 nicht vollständig erfüllt zu haben.

In der Vereinbarung mit der EU hatte die Türkei eigentlich zugesagt, gegen illegale Migration vorzugehen. Im Gegenzug nimmt die EU regulär Syrer aus der Türkei auf. Ankara erhält zudem finanzielle Unterstützung für die Versorgung der Flüchtlinge im Land.

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen soll am Dienstag als Zeichen der Solidarität mit dem griechischen Ministerpräsidenten Kyriakos Mitsotakis an die Grenze zur Türkei reisen. Die Herausforderung, der Griechenland derzeit gegenüberstehe, sei eine europäische, sagte von der Leyen.

© SZ.de/dpa/mxm - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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