Menschenrechtlerin:Estemirowa beigesetzt - Trauermarsch aufgelöst

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Das tschetschenische Kadyrow-Regime unterdrückt die Trauer um die ermordete Menschenrechtsaktivistin Natalja Estemirowa - derweil wächst der internationale Druck.

Die von Unbekannten entführte und ermordete russische Menschenrechtlerin Natalja Estemirowa ist in ihrer Heimat Tschetschenien beerdigt worden. Das Verbrechen ruft weltweit Bestürzung hervor. Die Grünen wünschen sich von der Bundesregierung mehr Druck auf Moskau.

Tschetschenische Männer beten am Leichnam der ermordeten Menschenrechtsaktivistin Natalja Estemirowa. Die Beisetzung fand in ihrem Heimatort Gudermes statt. (Foto: Foto: dpa)

Familienangehörige und Freunde trugen den Leichnam am Donnerstagabend in der Nähe der Stadt Gudermes im Osten der russischen Teilrepublik zu Grabe.

Zuvor hatten etwa 100 Menschen bei einer Trauerfeier in der Hauptstadt Grosny Abschied von der bekannten Bürgerrechtlerin genommen.

Trauermarsch aufgelöst

Laut New York Times wurde der Trauermarsch in Grosny von Zivilpolizisten aufgelöst. Der Marsch, so die Beamten, könne schnell in politische Proteste umschlagen.

Estemirowa war am Mittwoch in Grosny entführt und einige Stunden später erschossen in der Nachbarrepublik Inguschetien aufgefunden worden.

Das Verbrechen hatte auch im Westen Bestürzung ausgelöst. Der russische Präsident Dmitri Medwedjew kündigte bei einem Deutschlandbesuch an, dass man die Täter aufspüren und bestrafen werde. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte den Mord verurteilt und Aufklärung gefordert.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon reagierte mit Entsetzen auf den Mord. Ban sei entsetzt und betrübt, erklärte seine Sprecherin Michèle Montas am UN-Sitz in New York.

Der UN-Generalsekretär fordere die russischen Behörden auf, eine "gründliche und unabhängige Untersuchung" einzuleiten, um die Verantwortlichen für diese "schreckliche" Tat vor Gericht zu bringen. Damit sollten sie zugleich die "unmissverständliche Botschaft" aussenden, dass Angriffe auf Menschenrechtsaktivisten nicht toleriert würden.

Russische Menschenrechtler sind skeptisch, dass ihre Regierung die Täter bestrafen wird: "Ich wünschte, ich könnte diesen Worten vertrauen", sagte die Aktivistin Natalia Rostowa. Aber sie glaube nicht, dass die richtigen Personen auf die Anklagebank gebracht würden.

Vor dem Büro der Ermordeten in der tschetschenischen Hauptstadt Grosny hatte einem Fernsehbericht zufolge ein in schwarz gekleideter Anhänger der Menschenrechtlerin Posten bezogen mit einem Plakat mit der Aufschrift: "Wer ist der nächste?".

Der Parlamentarische Geschäftsführer der Grünen-Bundestagsfraktion, Volker Beck, forderte Merkel unterdessen zu einer deutlicheren Kritik gegenüber Russland auf.

"Die Bundesregierung muss deutlich machen, dass sie den schönen Worten von Präsident Dmitri Medwedjew so lange keinen Glauben schenkt, wie diesen Worten keine Taten folgen", sagte er der Frankfurter Rundschau.

UN-Generalsekretär fordert Aufklärung

Medwedjew habe bislang "nichts dafür getan, den Glauben an den Rechtsstaat und die Unabhängigkeit der Justiz in seinem Land zu stärken", sagte Beck. In Russland wisse jeder, dass der Auftragsmörder der Bürgerrechtlerin straffrei davon kommen werde, auch wenn sich Medwedew nun empört zeige und ankündige, den Mord untersuchen zu wollen. Die Verfahren nach den Morden an den Regeirungskritikern Anna Politkowskaja, Stanislaw Markelow und Anastasia Baburowa hätten gezeigt, dass solche Taten wenn nicht von oben beauftragt, zumindest von oben gedeckt werden würden, sagte Beck.

Auch UN-Generalsekretär Ban Ki Moon hat äußerte sich zu dem Mordfall. Er sei entsetzt und betrübt, erklärte seine Sprecherin Michèle Montas in New York. Der UN-Generalsekretär fordere die russischen Behörden auf, eine "gründliche und unabhängige Untersuchung" einzuleiten, um die Verantwortlichen für diese "schreckliche" Tat vor Gericht zu bringen. Damit sollten sie zugleich die "unmissverständliche Botschaft" aussenden, dass Angriffe auf Menschenrechtsaktivisten nicht toleriert würden.

© AFP/AP/ddp/Reuters/jab - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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