Menschenrechte:Alternativer Nobelpreis geht erstmals nach Saudi-Arabien

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Preisträger des Alternativen Nobelpreises 2018: Abdullah al-Hamid, Mohammad Fahad al-Qahtani und Waleed Abu al-Khair (Foto: Ahmed al-Osaimi/Right Livelihood Award/CC-by-sa-3.0)
  • In Stockholm werden die Preisträger des Right Livelihood Award 2018 bekanntgegeben.
  • Erstmals werden Aktivisten aus Saudi-Arabien geehrt.
  • Weitere Auszeichnungen gehen an Umweltschützer aus Burkina Faso und Australien sowie an Korruptionsbekämpfer aus Südamerika.

Von Gunnar Herrmann

Drei Menschenrechtler aus Saudi-Arabien erhalten in diesem Jahr den Right Livelihood Award. Sie sind die ersten Vertreter ihres Landes, die mit der Auszeichnung geehrt werden, die auch als "Alternativer Nobelpreis" bekannt ist. Abdullah al-Hamid, Mohammad Fahad al-Qahtani und Waleed Abu al-Khair kämpfen in ihrer Heimat für politische Freiheit und haben unter anderem die Saudi Civil and Political Rights Association gegründet. Die Organisation setzt sich für Gewaltenteilung ein, für die Einrichtung einer konstitutionellen Monarchie und die Gleichberechtigung von Mann und Frau - und ist im Königreich Saudi-Arabien verboten. Die drei Preisträger werden ihre Auszeichnung nicht persönlich in Stockholm entgegennehmen können. Wegen ihrer politischen Aktivitäten verbüßen sie derzeit mehrjährige Haftstrafen.

"Es ist beschämend zu sehen, dass sich selbst demokratisch gewählte Politiker anderer Länder an die Seite der repressiven saudischen Herrscherfamilie stellen, anstatt die mutigen Reformer zu unterstützen", erklärt Ole von Uexküll, Geschäftsführer der Right Livelihood Award Stiftung. "Al-Hamid, al-Qahtani und Abu al-Khair sind eine wichtige Quelle der Hoffnung, nicht nur für die Menschen in Saudi-Arabien und der Golfregion, sondern für alle, die an die Prinzipien der Menschlichkeit glauben."

Mit dem Right Livelihood Award werden seit 1980 jedes Jahr Menschen und Organisationen für "visionäre und beispielhafte Lösungen der grundlegenden Ursachen globaler Probleme" ausgezeichnet. Bekannte Preisträger sind unter anderem Edward Snowden, Astrid Lindgren oder die türkische Zeitung Cumhuriyet. Die Auszeichnung ist mit drei Millionen schwedischen Kronen dotiert (etwa 290 000 Euro). Das Preisgeld wird gedrittelt, die drei Menschenrechtsaktivisten aus Saudi-Arabien erhalten eine Million Kronen (ca. 96 000 Euro). Die beiden anderen Millionen gehen an zwei weitere Preisträger:

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Der Bauer Yacouba Sawadogo aus Burkina Faso wird "für die Verwandlung von unfruchtbarem Land in lebendigen Wald und für die Weiterentwicklung von lokalem und indigenem Wissen zur Regeneration des Bodens" ausgezeichnet. Sawadogo ist auch bekannt als "Mann, der die Wüste aufhielt". Er hat in der Sahelzone einen Wald gepflanzt, um dort die Dürre zu bekämpfen. Dabei setzte er traditionelle Pflanztechniken ein und entwickelte diese weiter.

Der Agrarwissenschaftler Tony Rinaudo aus Australien erhält einen Preis "für den praktischen Beweis, wie Trockengebiete in großem Umfang und mit minimalen Kosten begrünt werden können, zur Verbesserung der Lebensgrundlage von Millionen von Menschen". Rinaudo hat als Entwicklungshelfer und später als Wissenschaftler eine Methode entwickelt, um Entwaldung und Wüstenbildung durch die Pflege lokaler Vegetation aufzuhalten. Allein in Niger wurde mittels seiner Methode und mithilfe von mehr als 200 Millionen Bäumen eine Fläche von 50 000 Quadratkilometern wieder fruchtbar.

Traditionell vergibt die Stiftung auch einen undotierten Ehrenpreis. Er geht in diesem Jahr an Thelma Aldana aus Guatemala und Iván Velásquez aus Kolumbien "für ihre wegweisende Arbeit zur Aufdeckung von Machtmissbrauch und Verfolgung von Korruption und für die Wiederherstellung von Vertrauen in öffentliche Institutionen". Seit 2014 beziehungsweise 2013 standen Aldana und Velásquez der Staatsanwaltschaft Guatemalas sowie der Internationalen Kommission gegen Straffreiheit in Guatemala vor. Gemeinsam gingen die beiden gegen kriminelle Netzwerke und Korruption in Guatemala vor. Ihre Ermittlungen führten unter anderem zur Verhaftung des damaligen Präsidenten Otto Pérez Molina und seiner Vizepräsidentin Roxanna Baldetti.

Die Preisträger werden am 23. November bei einer Zeremonie in Stockholm geehrt. Die Ehrenpreisträger Thelma Aldana und Iván Velásquez sind am 27. November außerdem im Deutschen Bundestag zu Gast.

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