US-Repräsentantenhaus:McCarthy muss sechste Wahlschlappe einstecken

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Der US-Republikaner Kevin McCarthy am Mittwoch. (Foto: CHIP SOMODEVILLA/Getty Images via AFP)

Die Wahl zum Sprecher des Repräsentantenhauses versinkt im Chaos: Der Republikaner Kevin McCarthy ist erneut mehrfach durchgefallen.

Beim Machtkampf um den mächtigsten Posten im US-Parlament hat der Republikaner Kevin McCarthy seine Serie an Niederlagen weiter fortgesetzt. Er konnte sich in drei weiteren Wahlgängen nicht durchsetzen, musste also bisher insgesamt sechs Wahlschlappen einstecken. Noch ist keine Lösung in Sicht für die verfahrene Situation, die den Kongress ins Chaos gestürzt hat. Das Repräsentantenhaus hat sich vertagt. Erst um 2 Uhr nachts unserer Zeit soll es weitergehen.

US-Präsident Joe Biden nannte das Wahldebakel "peinlich". Am Dienstag hatte McCarthy die erforderliche Mehrheit bei der Wahl zum Vorsitzenden der Parlamentskammer bereits dreimal verfehlt, weil ihm diverse Parteikollegen die Unterstützung verweigerten.

Für den 57-Jährigen ist das eine historische Schlappe und eine öffentliche Bloßstellung. Es ist das erste Mal seit hundert Jahren, dass bei der Wahl mehr als ein Anlauf nötig ist und eine Fraktion ihren Kandidaten nicht im ersten Durchgang ins Amt wählt.

Trump dringt nicht durch

Am Mittwoch schaltete sich Donald Trump ein und rief seine Parteikollegen auf, einen Gesichtsverlust zu vermeiden und McCarthy auf den Chefposten zu wählen. Auf der von ihm mitbegründeten Social-Media-Plattform Truth Social schrieb der Ex-Präsident: "Gestern Abend fanden einige wirklich gute Gespräche statt, und jetzt ist es an der Zeit, dass alle unsere großartigen republikanischen Abgeordneten für Kevin stimmen." Er appellierte an seine Parteikollegen: "Verwandelt einen großen Triumph nicht in eine riesige und peinliche Niederlage." McCarthy werde einen guten Job machen, "und vielleicht sogar einen großartigen".

Trump hatte McCarthy bereits vor der Wahl seine Unterstützung ausgesprochen, was den Feldzug gegen diesen aber nicht verhinderte. Auch sein erneuter Appell beeindruckte die parteiinternen Rebellen nicht, was einmal mehr ein Zeichen für Trumps geschwundenen Einfluss innerhalb der Republikanischen Partei ist.

Nach den Parlamentswahlen im November war der Kongress am Dienstag erstmals in neuer Konstellation zusammengekommen. Die Republikaner übernahmen die Kontrolle im Repräsentantenhaus - im Senat haben die Demokraten von Präsident Joe Biden weiter eine knappe Mehrheit.

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