MBA-Studium in Norwegen:Nordisch Nobel

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"Wer hier studiert, darf für sein Geld etwas erwarten": Die BI Norwegian School of Management in der Nähe von Oslo lockt mit ausgewähltem Lehrangebot - und den nahen Skipisten.

Friederike Nagel

Es ist ein hartes, einfaches Leben, das die norwegischen Ödlandbauern bis weit in die Mitte des 20. Jahrhunderts führen. Während der Schriftsteller Knut Hamsun 1917 in "Segen der Erde" nobelpreiswürdig beschreibt, wie sie die karge Scholle urbar machen, entstehen im Auswandererland Amerika bereits die ersten MBA-Programme. Gut 80 Jahre nachdem sich die Harvard School of Business der Ausbildung von Managern angenommen hat, schließen auch die Norweger auf, mit der BI Norwegian School of Management, am Stadtrand von Oslo. "Unser erstes eigenes MBA-Programm startete im Jahr 1990", erinnert sich Pål E. Korsvold, Bereichsleiter und Professor für Finanzen an der BI. Inzwischen sind es fast 40 Module, die sich zu drei Executive MBA-Abschlüssen kombinieren lassen. "Wir sind ein kleines Land", erklärt Korsvold, "wir müssen uns auf unsere Kernkompetenzen besinnen."

In Norwegen kann man idyllisch wohnen - und auf hohem Niveau studieren. (Foto: ddp)

Deshalb hat man sich an Norwegens einziger Managerschmiede, einer privaten Universität nach amerikanischen Vorbild, auf einen allgemeinen MBA-Abschlusss spezialisiert, einen für Energiewirtschaft und einen für Shipping, Offshore & Finance. In diesen Bereichen kennt man sich aufgrund der landestypischen Wirtschaftsstruktur sehr gut aus. "Skandinavisches Management hat weltweit einen guten Ruf", sagt Korsvold. Davon profitiere man bei den Bewerbern. Diese kämen aus der ganzen Welt nach Oslo. Die Hälfte werde genommen, berichtet der Professor. Deutsche sind nur wenige darunter.

Drinnen oder draußen - das entscheidet sich durch ein mindestens einstündiges Telefonat mit den Bewerbern. "Kein Wunder, dass ich die höchste Telefonrechnung der ganzen Schule habe", scherzt Korsvold. Die meisten der MBA-Anwärter haben bereits sechs bis acht Jahre Erfahrung in verantwortungsvollen Positionen gesammelt. Aus diesem Grund bietet die BI alle MBA-Programme als Teilzeitstudium an. "Wir wollen uns an der wirtschaftlichen Realität da draußen orientieren", erklärt der Professor.

Zum Glück, findet Tobias Paull. "Gerade diese Kombination hat mich überzeugt", sagt der Deutsche rückblickend. Schließlich musste er die Aufenthaltskosten und Studiengebühren nebenher verdienen. "Norwegen ist teuer", sagt der 34-Jährige, der seine Ausbildung vorab klar nach einer Kosten-Nutzen-Rechnung bewertet hat.

Nachdem er in Bad Homburg und Florida seinen Bachelor of Business Administration erworben hatte, verschlug es ihn nach einigen Berufsjahren in Deutschland 2007 gen Norden. Bei einem Unternehmen für Lüftungs- und Klimatechnik arbeitet der Betriebswirt im Controlling. Dort entstand die Idee, sein Ausbildungsprofil mit einem MBA abzurunden. "Da ich mich im Land sehr wohlfühlte, war ich froh, dass sich hier in Oslo eine Möglichkeit dafür bot", sagt Paull. Der deutsche Wirtschaftsfachmann entschied sich für das generelle Programm. "Ich konnte mir meine Bausteine individuell zusammenstellen", sagt Paull. Ach ja, und im Winter ist man in nicht mal zwanzig Minuten auf der nächsten Skipiste.

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Lob von Absolventen hört Direktor Tom Colbjørnsen gerne. Unumwunden gibt er zu: "Warum soll jemand zu uns kommen? Wir sind nicht die offensichtlichste MBA-Schule in Europa." Die Schule mit Blick auf den Oslofjord hat daher immer versucht, mit anderen Pfunden zu wuchern. So habe man gezielt nach strategischen Auslandspartnern gesucht. Geht es beispielsweise um die Herausforderungen der "Emerging Markets", findet das Seminar auch mal im indischen Delhi statt. Für Paull waren das "absolute Höhepunkte" - trotz zusätzlicher Reisekosten zu den 40.000 Euro Studiengebühren für eineinhalb Jahre.

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"Außerdem legen wir Wert auf die Atmosphäre", sagt Colbjørnsen. Wer die Norwegian School of Management das erste Mal betritt, spürt gleich, was der Direktor meint. Es ist, als wolle der geschwungene Bau aus Glas und Holz mit aller Kraft einen Gegenentwurf zur rauen nordischen Natur und Geschichte schaffen. Leicht und luftig thront der Bau des norwegischen Stararchitekten Niels Torp am westlichen Stadtrand von Oslo.

Wie lange Brücken spannen sich die Verbindungswege durch das lichte Mittelschiff der Hochschule. Auf den Freiflächen, beispielsweise vor der Bibliothek, stehen Barhocker und Tische. Alles schön und schlicht gehalten, in bester skandinavischer Designtradition.

"Wer hier studiert, darf für sein Geld etwas erwarten", sagt Korsvold. Die insgesamt 13.000 Studenten sollen hier einen guten Rahmen für ihre Gedanken finden. Das gilt auch für die Dozenten. In den vier Eckflügeln des Hauses, wo sich die Lehrstühle befinden, gibt es neben den Büros auch immer wieder kleine Glaswürfel, in die man sich zum Nachdenken oder Arbeiten zurückziehen kann. Es scheint, als versuche die BI einer besonderen Mission zu folgen. Einer, die nicht nur auf akademischen Pfeilern ruht, sondern die auch das Beziehungsgeflecht auf allen Ebenen fördert.

Irgendwie nordisch nobel.

© SZ vom 16.09.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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