Machtkampf in Venezuela:Trump hält sich "alle Optionen offen"

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Trump spricht in Miami über die Krise in Venezuela. (Foto: REUTERS)
  • US-Präsident Trump forderte das venezolanische Militär eindringlich auf, die an der Grenze bereitstehenden Hilfslieferungen ins Land zu lassen. Das humanitäre Desaster müsse ein Ende haben.
  • Venzuelas selbsternannter Übergangspräsident Guaidó hatte Staatschef Maduro eine Frist bis zum 23. Februar gestellt, um die Einfuhr der Güter zu erlauben.
  • Außerdem stellte Trump klar: "Amerika wird niemals ein sozialistisches Land sein".

Von Beate Wild, Austin

Für Venezuelas Staatschef Nicolás Maduro wird sich am Samstag zeigen, wieviel Macht er noch besitzt. Am 23. Februar nämlich wollen die US-Regierung und die Opposition in Venezuela versuchen, seine Blockade der Grenze mit einer Lieferung von Nahrungsmitteln und Medikamenten zu durchbrechen. Ziel ist es, die humanitären Hilfsgüter, die derzeit an der kolumbianisch-venezolanischen Grenze festgehalten werden, endlich unter die bedürftigen Venezolaner zu bringen.

Am Montag forderte US-Präsident Donald Trump Maduro eindringlich auf, die humanitäre Hilfe ins Land zu lassen. "Tausende Ernährungspakete für kleine venezolanische Kinder" würden darauf warten, verteilt zu werden. "Leider hat Diktator Maduro verhindert, dass diese lebensrettende Hilfe ins Land kommt. Er möchte lieber, dass seine Leute verhungern, anstatt ihnen zu helfen", sagte Trump in einer Rede vor Vertretern der venezolanischen Gemeinschaft in Miami. "Maduro ist kein venezolanischer Patriot, er ist eine kubanische Marionette", fügte der US-Präsident hinzu.

Maduro: Trump klingt "fast nazimäßig"

Das venezolanische Militär rief er mit eindringlichen Worten zur Abkehr von Maduro auf. Die Soldaten müssten sich entscheiden, ob sie "das großzügige Amnestie-Angebot" des selbsternannten Übergangspräsidenten Juan Guaidó annehmen oder weiter an der Seite Maduros stehen, sagte Trump. Wer den zweiten Weg wähle, für den gebe es "keinen Ausweg" mehr. "Sie werden alles verlieren", warnte Trump.

In Venezuela herrscht seit Wochen ein erbitterter Machtkampf zwischen Maduro und Guaidó, der sich Ende Januar zum Übergangspräsidenten erklärt hatte. Die USA erkannten Guaidó als eines der ersten Länder an. Mittlerweile sind es bereits rund 50 Staaten, darunter Deutschland, Frankreich und viele andere europäische Länder. Maduro kann sich bislang aber auf den Rückhalt der Armeeführung verlassen. "Wir suchen einen friedlichen Machtübergang, aber alle Optionen sind offen", so Trump.

Maduro kritisierte die Rede Trumps. Der US-Präsident habe bei seinem Auftritt in Miami "fast nazimäßig" geklungen, sagte Maduro in einer vom Staatsfernsehen übertragenen Reaktion. Der US-Präsident bilde sich wohl ein, er könne dem venezolanischen Militär Befehle erteilen. "Wer ist der Kommandeur der Streitkräfte, Donald Trump aus Miami?", fragte Maduro. "Die denken, sie sind die Eigentümer des Landes."

Damit wandte er sich gegen Trumps Appell ans mächtige Militär, sich im venezolanischen Machtkampf hinter Oppositionsführer Guaidó zu stellen.

Am Ende der Rede ließ es sich Trump nicht nehmen, am Beispiel Venezuelas auf die Gefahren des Sozialismus hinzuweisen. "Die Dämmerstunde des Sozialismus ist in unserer Hemisphäre angekommen", sagte er. Die Tage des Sozialismus und des Kommunismus seien nicht nur in Venezuela, sondern auch in Nicaragua und in Kuba gezählt.

Trump vermied es zwar, demokratische US-Politiker mit der sozialistischen Regierung in Venezuela zu vergleichen, wie er es in der Vergangenheit schon öfter getan hatte. Doch er beteuerte: "Und denjenigen, die versuchen, den USA den Sozialismus aufzuzwingen, übermitteln wir erneut eine sehr einfache Botschaft: Amerika wird niemals ein sozialistisches Land sein", sagte der US-Präsident.

Benefiz-Konzert am Freitag an der Grenze zu Kolumbien

Am Freitag (22. Februar) soll an der Grenze zu Kolumbien zudem ein großes Benefiz-Konzert stattfinden. Der britische Milliardär Richard Branson hatte vergangene Woche die Veranstaltung angekündigt, um Geld zu sammeln und die Grenze Venezuelas für humanitäre Hilfe zu öffnen. Unter anderem sollen bei dem Konzert der puerto-ricanische Sänger Luis Fonsi ("Despacito"), Ex-Genesis-Frontmann Peter Gabriel sowie venezolanische und kolumbianische Musiker auftreten.

Maduros Regierung will dem Spektakel indes mit einem Gegen-Konzert antworten und veranstaltet am gleichen Wochenende ebenfalls ein Event auf der anderen Seite der Grenze. Eine "große Zahl venezolanischer Künstler" habe darum gebeten, an einer "kulturellen Begegnung, einem großen Konzert für den Frieden und das Leben" teilzunehmen, erklärte Maduros Kommunikationsminister Jorge Rodríguez.

Sollte Maduro am Samstag die Einfuhr der Hilfsgüter weiterhin nicht erlauben, könnte es durchaus sein, dass es nicht ganz so friedlich bleibt. Guaidó kündigte bereits an, er wolle hunderttausende Anhänger mobilisieren, um den Lieferungen den Weg ins Land zu ebnen.

Mit Material der Agenturen.

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