Machtkampf in Ägypten:Obama vertraut den Falschen

Die USA haben in Ägypten an Ansehen verloren. (Foto: REUTERS)

Sein Gesandter McCain nennt den Sturz des ägyptischen Präsidenten Mursi einen "Putsch", sein Außenminister Kerry kam unlängst zu einem ganz anderen Schluss. Dieses Hin und Her schadet Barack Obama. Die Reaktion der Militärführung legt nahe: Es ist ihr egal, was der US-Präsident denkt.

Ein Kommentar von Hubert Wetzel

John McCain ist kein Diplomat. Lindsey Graham ist kein Diplomat. Warum zum Teufel schickt US-Präsident Barack Obama die beiden dann auf die heikelste diplomatische Mission, die es derzeit im Nahen Osten gibt?

Ägyptens Militärmachthaber davon abzuhalten, die verhassten Muslimbrüder mit Gewalt von den Straßen zu vertreiben, ist keine Aufgabe für zwei selbstherrliche, polternde Senatoren, die selbst zugeben, von der Dramatik der Lage nichts gewusst zu haben.

Hatten die USA nicht bis vor Kurzem einen Außenminister, der für Diplomatie zuständig war? John Kerry hieß der Mann, der - war es Schlafmangel, war es das Alter? - jüngst in einem Interview die Machtergreifung des Militärs in Ägypten als wertvollen Beitrag zur "Wiederherstellung der Demokratie" gelobt hatte. Nun grollte McCain, der in Kairo als persönlicher Gesandter Obamas auftrat, etwas von "politischen Gefangenen" und einem "Putsch", den man auch so nennen und verurteilen müsse.

US-Militärhilfe bleibt

Einig sind sich all die amerikanischen Emissäre nur in einem: Die jährlich 1,3 Milliarden Dollar an US-Militärhilfe, die fließen weiter.

Die USA haben durch derartiges Hin und Her den Respekt aller Streitparteien in Ägypten verloren. Die Generäle können sich aussuchen, was Barack Obama wirklich denkt. Ihre Antwort legt nahe, dass es ihnen eigentlich egal ist. Die internationalen Vermittlungsversuche, so teilte Kairo am Mittwoch mit, seien gescheitert.

© SZ vom 08.08.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: