Libyen:Regierung erklärt Waffenstillstand

Fajis al-Sarradsch, Ministerpräsident der libyschen Übergangsregierung, hat einen Waffenstillstand verkündet - doch es ist ungewiss, wie lange er hält. (Foto: dpa)

Die Streitkräfte seien angewiesen, alle Kampfhandlungen einzustellen, teilte Regierungschef Fajis al-Sarradsch mit. Ob das die Lage in dem Bürgerkriegsland beruhigen kann, ist ungewiss.

Die international anerkannte Regierung Libyens hat einen sofortigen Waffenstillstand für das Bürgerkriegsland ausgerufen. Die Streitkräfte seien angewiesen, alle Kampfhandlungen in ganz Libyen einzustellen, teilte Regierungschef Fajis al-Sarradsch mit. Zudem sollen eine entmilitarisierte Zone in der strategisch wichtigen Stadt Sirte am Mittelmeer eingerichtet und ein politischer Dialog angestoßen werden.

In Libyen herrscht seit dem Sturz des Langzeitmachthabers Muammar al-Gaddafi 2011 Bürgerkrieg. Die Sarradsch-Regierung kämpft gegen die Truppen des einflussreichen Generals Chalifa Haftar. Alle diplomatischen Bemühungen um eine Beilegung des Konflikts scheiterten bisher. Auch frühere Waffenruhen konnte die Lage nicht beruhigen.

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Der Bundesaußenminister hat bei seiner Reise nach Libyen ein vermintes Wohnviertel besucht. Er mahnte, keine Waffen in das Bürgerkriegsland zu liefern - wie beim Berliner Gipfel vereinbart.

Sarradschs Ankündigung erfolgt mehr als zwei Monate, nachdem Anhänger der Regierung die Kontrolle über mehrere Gebiete nahe Tripolis zurückgewinnen konnten. Damit stoppten sie eine im vergangenen Jahr begonnene Offensive Haftars auf die Hauptstadt.

Agila Saleh, der Vorsitzende des mit Haftar verbündeten Parlaments im Osten Libyens, rief ebenfalls zu einem sofortigen Waffenstillstand im Land auf. Der Waffenstillstand blockiere den Weg für jegliche ausländische Militärintervention im Land und führe zum Abzug von Söldnern und zur Auflösung von Milizen, fügte er in einer Erklärung hinzu, die von der libyschen UN-Mission veröffentlicht wurde. Die UN-Libyenvermittlerin Stephanie Williams begrüßte die Ankündigung und sprach von einer Einigung beider Seiten. Es bestehe die Hoffnung, dass alle ausländischen Kräfte aus dem Land abzögen.

Die Sarradsch-Regierung wird in dem Konflikt unter anderem von türkischen Truppen unterstützt. Haftar erhält Hilfe von den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE), Ägypten und Saudi-Arabien.

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