Landtag - Mainz:Freie Wähler sehen sich für Kommunalwahl gut gerüstet

Landtag - Mainz: Stephan Wefelscheid, Parlamentarischer Geschäftsführer der Freien Wähler. Foto: Sebastian Gollnow/dpa/Archivbild
Stephan Wefelscheid, Parlamentarischer Geschäftsführer der Freien Wähler. Foto: Sebastian Gollnow/dpa/Archivbild (Foto: dpa)

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Mainz (dpa/lrs) - Die Freien Wähler in Rheinland-Pfalz haben seit ihrem Einzug ins Landesparlament die Zahl der Mitglieder von rund 300 auf etwa 720 mehr als verdoppelt. "Die Freien Wähler sind ein schlafender Riese, der erwacht ist", sagte der Landesvorsitzende Stephan Wefelscheid im Redaktionsgespräch mit der Deutschen Presse-Agentur in Mainz. Die Zahl der Kreisverbände der Partei, die besonders die Kommunen im Blick hat, sei innerhalb eines Jahres um 6 auf 17 gestiegen. Sein Wahlziel bei der Kommunalwahl im Frühjahr 2024? "Stärker werden."

Landtags-Fraktionschef, Joachim Streit, will dann auch wieder zusätzlich für ein Mandat im Bitburger Stadtrat kandidieren. "Das ist eine große Chance, die Partei auch vor Ort mit ihren Themen zu zeigen", sagte der 57-Jährige. Streit war bereits Bürgermeister in Bitburg und Landrat des Eifelkreises Bitburg-Prüm. Wefelscheid will sich für eine vierte Amtsperiode im Koblenzer Stadtparlament bewerben. Zugleich halte er als Fraktionschef in der Großstadt nach jüngeren Interessenten Ausschau und wolle sie dann eine Wahlperiode lang begleiten. "Kommunalpolitik muss man lernen", betonte der 43 Jahre alte Anwalt.

Rund 84 Prozent aller 101 Landtagsabgeordneten sind auch in einem Kommunalparlament aktiv, wie der Landtag ausgerechnet hat. Die anderen seien überwiegend - wie Streit - früher in der Kommunalpolitik aktiv gewesen.

Nach parteiinternen Analysen lägen die Freien Wähler landesweit derzeit bei 6,5 Prozent, davon seien etwa 5 Prozent Stammwähler, berichtete Wefelscheid. Bei der Landtagswahl 2021 kamen sie auf 5,4 Prozent der Stimmen. Außer in Rheinland-Pfalz sitzen sie nur noch in Bayern in einem Landesparlament.

Am größten sei das Interesse an den Freien Wählern in der Altersgruppe 25 bis 40 Jahre, sagte Wefelscheid. In der Regel seien dies verheiratete Menschen mit Kindern, die das Parteiprogramm gelesen hätten. "Sobald es um Kita, Schule, ÖPNV oder das Schwimmbad geht, wenden sich viele Menschen den Freien Wählern zu", berichtete Streit. Zudem trete die Partei für die Unabhängigkeit von fossilen Energien und ein 365-Euro-Ticket für alle ein - finanziert aus Steuern auf den Auto- und Flugverkehr. "Ich würde die Freien Wähler in Rheinland-Pfalz als bürgerlich-grün verorten", sagte Wefelscheid.

Die beiden Gesichter der Freien Wähler in Rheinland-Pfalz - Streit und Wefelscheid - wollen mindestens noch eine dritte Person als solches aufbauen. "Je mehr profilierte Köpfe eine Partei hat, desto stabiler ist sie", sagt Wefelscheid. Dabei werben sie ausdrücklich auch um Frauen. Diese trauten sich so etwas aber oft - zu Unrecht - nicht zu, bedauerte Streit und versprach Unterstützung von Mentoren. "Eine Frau braucht auch starke Frauen als Vorbild", ergänzte Wefelscheid.

© dpa-infocom, dpa:220816-99-400991/2

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