Hannover:Niedersachsen plant Kinderschutzstrategie gegen Missbrauch

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Carola Reimann (SPD) spricht bei einer Pressekonferenz. (Foto: Christophe Gateau/dpa/Archivbild)

Niedersachsen plant eine Kinderschutzstrategie gegen sexuellen Missbrauch, nachdem hundertfache Übergriffe auf einem Campingplatz in Lügde Schwachstellen...

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Hannover (dpa/lni) - Niedersachsen plant eine Kinderschutzstrategie gegen sexuellen Missbrauch, nachdem hundertfache Übergriffe auf einem Campingplatz in Lügde Schwachstellen offenbart hatten. „Wir müssen immer wieder analysieren, ob unsere Maßnahmen greifen, ob sie ausreichen“, sagte Sozialministerin Carola Reimann (SPD) am Freitag im Landtag in Hannover. „Im Kinderschutz sind wir gemeinsam gefordert, mit vereinten Kräften Kindesmissbrauch konsequent zu bekämpfen.“

SPD und CDU legten einen Forderungskatalog mit Verbesserungen vor, der grundsätzlich auf Unterstützung aller Parteien im Parlament stieß. Über eine Umsetzung berät zunächst der Sozialausschuss. „Die gerade genannten Sofortmaßnahmen werden wir weiterentwickeln zu der Niedersächsischen Kinderschutzstrategie“, sagte Ministerin Reimann. „Hierzu gehören zum Beispiel Verbesserungen der Kooperation an den Schnittstellen von der Kinder- und Jugendhilfe zum Gesundheitswesen, zur Justiz, zum Bildungsbereich.

Unter anderem werde eine stärkere Kontrolle der kommunalen Jugendämter durch das Land geprüft, sagte Reimann. Im Gespräch sei eine neue Fachaufsicht des Landes. Beim Landesjugendamt soll außerdem eine zentrale Stelle gegen Missbrauch angesiedelt werden, die auch Jugendämtern und Betroffenen als Ansprechpartner dienen soll.

Bei dem vor einem Jahr bekannt gewordenen Missbrauchsfall im westfälischen Lügde waren massive Behördenfehler ans Licht gekommen. So hatte das Jugendamt im benachbarten Hameln einem der Haupttäter trotz mehrerer Hinweise auf sexuell übergriffiges Verhalten die Pflegschaft für ein Mädchen übertragen. Der Hamelner Landrat Tjark Bartels (SPD), der in der Folge unter Druck geriet und sich Anfeindungen ausgesetzt sah, trat später zurück.

Für den Kinderschutz und gegen Missbrauch wird zwar schon einiges in Niedersachsen unternommen. Der rot-schwarze Forderungskatalog sieht nun ein integratives Gesamtkonzept unter Einbeziehung aller Behörden, Träger und Verbände vor. Ziel soll sein, das vielfältige, aber auch unübersichtliche Angebot von Anlauf- und Beratungsstellen im Land zu bündeln und bekannt zu machen, damit Betroffene es auch tatsächlich in Anspruch nehmen. Das Netz von Kinderschutzzentren soll im Raum Braunschweig und Südniedersachsen noch ergänzt und somit flächendeckend ausgebaut werden.

Parallel zu dem parlamentarischen Vorstoß für mehr Kinderschutz, der nun in den kommenden Monaten im Detail ausgearbeitet wurde, ist zusätzlich der Landespräventionsrat von der Landesregierung gebeten worden, eine Arbeitsgruppe zur Aufklärung und zur strukturellen Analyse der Jugendhilfe einzusetzen.

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