Konflikte - Schwedt/Oder:IHK-Umfrage: Firmen für Lockerung von Sanktionen

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Schwedt/Oder (dpa/bb) - Die Mehrheit der Ostbrandenburger Unternehmen hält die Sanktionen der EU gegen Russland einer Umfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) zufolge für überzogen. 63 Prozent gaben an, die aktuellen Wirtschaftssanktionen seien deutlich zu hart oder zu hart, teilte die IHK am Montag in Schwedt/Oder mit. Die Kammer stützt sich bei der Umfrage auf 1085 Antworten von Unternehmen. Die Firmen, die von den Sanktionen stärker betroffen seien, hielten sie auch für weniger angemessen.

Vier von fünf befragten Unternehmen hielten die Sanktionen gegenüber Russland demnach für ungeeignet, um den Krieg in der Ukraine zu beenden. Vor diesem Hintergrund forderten 64 Prozent eine Lockerung der Sanktionen, 23 Prozent wollten allerdings sogar eine Verschärfung und 13 Prozent wollten sie beibehalten.

Die Mehrheit der Ostbrandenburger Unternehmen ist von den Sanktionen gegen Russland stark betroffen, ergab die Umfrage. 55 Prozent gaben an, sie litten stark oder existenzbedrohend unter den Auswirkungen. Dabei gehe es zum Beispiel um gestiegene Einkaufspreise, gestiegene Energiepreise, Beeinträchtigungen im internationalen Zahlungsverkehr oder gestörte Lieferketten. Überdurchschnittlich stark betroffen sind der IHK zufolge die Industrie mit 71 Prozent, der Bau mit 70 Prozent, das Gastgewerbe mit 74 Prozent und die Logistik mit 89 Prozent.

Mit 69 Prozent dringt eine deutliche Mehrheit laut IHK darauf, dass Deutschland eine Ausnahmeregelung für Pipeline-Öl in Anspruch nehmen sollte, um weiter russisches Öl zu beziehen. Der EU-Importstopp für russisches Öl sei ein besonders gravierendes Problem für die Ostbrandenburger Wirtschaft. Die PCK-Raffinerie in Schwedt wird bisher über die Druschba-Pipeline mit russischem Öl versorgt. Wegen des geplanten Öl-Embargos sucht Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck alternative Ölquellen. Die Raffinerie beliefert einen großen Teil Ostdeutschlands, Berlins und Westpolens.

Die Mehrheit der Unternehmen spricht sich bei der Frage einer langfristigen Versorgungssicherheit dafür aus, verstärkt erneuerbare Energien wie Wind und Solar sowie Wasserstoff zu nutzen und die Laufzeiten bei Atom- und Kohlekraftwerken zu verlängern. Sie sind zugleich gegen verstärkte Öl- und Gasimporte aus Ländern wie Katar oder Saudi-Arabien.

Die IHK Ostbrandenburg ist nach eigenen Angaben die größte Interessenvertretung der Wirtschaft zwischen Schwedt/Oder und Eisenhüttenstadt, zwischen Berlin und der Oder.

© dpa-infocom, dpa:220822-99-476775/2

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