Kirche:Nach Tod von Benedikt XVI.: Würdigung seiner Leistungen

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Der damalige Papst Benedikt XVI. winkt Pilgern zu. (Foto: Markus Schreiber/AP/dpa/Archiv)

Der Tod des emeritierten Papstes Benedikt XVI. hat auch in Mecklenburg-Vorpommern Betroffenheit hervorgerufen. Der erste Papst aus Deutschland der Neuzeit war aber auch umstritten.

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Schwerin/Rostock (dpa/mv) - Der Tod des emeritierten Papstes Benedikt XVI. sorgt bei den Katholiken in Mecklenburg-Vorpommern für Trauer. Aber auch Persönlichkeiten außerhalb dieser Gemeinde würdigten den am Silvestertag im Alter von 95 Jahren gestorbenen Theologen. Er war der erste deutsche Papst nach etwa 480 Jahren, als er 2005 zum Nachfolger von Papst Johannes Paul II. gewählt wurde. Knapp acht Jahre später trat er in einem spektakulären Schritt als erster Papst seit mehr als 700 Jahren freiwillig zurück.

Der Hamburger Erzbischof Stefan Heße würdigte Benedikt als prägenden Lehrer und Theologen. „Auf mich hat ein Gedanke Papst Benedikts besondere Wirkung: Christsein ist keine Theorie, kein Gedankengebäude, sondern zuerst Begegnung mit einer Person, mit Jesus Christus“, sagte Heße. Christsein werde durch Anziehung weitergegeben, nicht durch Belehrung. „Das gibt unserem Leben einen neuen Horizont und damit seine entscheidende Richtung.“

De Katholiken im Westteil Mecklenburg-Vorpommerns gehören zum Erzbistum Hamburg, jene im Ostteil des Landes zum Erzbistum Berlin. Der Berliner Erzbischof Heiner Koch erklärte, Benedikt habe sich ein Leben lang in den Dienst Gottes und seiner Kirche gestellt. „Dass er den Mut hatte, von diesem Amt zurückzutreten, als er merkte, dass er den Anforderungen nicht mehr gewachsen war, bewundere ich“, betonte Koch.

Er fügte jedoch hinzu: „Sein Einsatz für die Aufarbeitung des Skandals des sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche als Präfekt der Glaubenskongregation und als Papst wurde verdunkelt durch irritierende Aussagen über seine Zeit als Erzbischof von München-Freising. Ich bedaure sehr, dass dadurch auch der Theologe Joseph Ratzinger bei vielen in Misskredit geraten ist.“

In seinem Pontifikat führte Benedikt den konservativen Kurs seines Vorgängers fort. Er stemmte sich gegen eine Modernisierung der Kirche, was ihm viel Kritik einbrachte. Seine Amtszeit wurde von dem Missbrauchsskandal überschattet, der die katholische Kirche in eine tiefe Krise stürzte. Benedikt XVI. ist am Samstagmorgen im Kloster Mater Ecclesiae im Vatikan gestorben, wo er seit seinem Rücktritt lebte.

Der Prior der christlich-ökumenischen Gemeinschaft von Taizé, Frère Alois, hat sich berührt vom Tode Benedikts gezeigt. „Wir sind ihm bleibend dankbar und vertrauen ihn jetzt Gottes Barmherzigkeit an. Wir sind sehr berührt, dass Papst Benedikt jetzt in das Leben der Ewigkeit und das ewige Leben eingeht. Und wir sind sehr dankbar. Es gab eine tiefe Beziehung zwischen Taizé und ihm“, sagte Frère Alois am Samstag am Rande des 45. Europäischen Taizé-Jugendtreffens mit Tausenden Teilnehmern in Rostock.

Er erinnerte auch an das Taizé-Jugendtreffen zur Jahreswende 2012/2013 in Rom, kurz bevor Benedikt seinen Rückzug vom Petrusamt bekannt gegeben hatte. Damals hätten sich 45.000 Jugendliche zum Abendgebet auf dem Petersplatz mit dem Papst versammelt, sagte der Taizé-Prior. Die Gemeinschaft im ostfranzösischen Taizé wurde vom Schweizer Roger Schutz während des Zweiten Weltkriegs gegründet. Der spätere Papst Benedikt und Frère Roger lernten sich bereits während des Vatikanischen Konzils (1962-1965) kennen. Der Ordensgründer wurde 2005 von einer psychisch kranken Frau erstochen.

Die Landesbischöfin der evangelischen Nordkirche, Kristina Kühnbaum-Schmidt, hat den Katholiken im Norden ihr Beileid ausgesprochen. „In Gedanken bin ich bei allen, die um den gestorbenen emeritierten Papst Benedikt XVI. trauern, insbesondere bei unseren katholischen Glaubensgeschwistern in den Erzbistümern Hamburg und Berlin“, sagte Kühnbaum-Schmidt in Schwerin.

Der CDU-Fraktionsvorsitzende im Schweriner Landtag, Franz-Robert Liskow, betonte: „Die Welt trauert um einen der bedeutendsten Geistlichen unserer Zeit, einen herausragenden Denker und großen Deutschen.“ Benedikt XVI. habe in seinem Wirken grundsätzliche theologische Fragen sowie Fragen des weltlichen Seins in den Mittelpunkt gestellt. „Auch wenn sein Wirken mitunter Anlass zur Kontroverse bot, habe ich an ihm geschätzt, dass er sich mit seiner dezidiert konservativen Ausrichtung erfolgreich dem Zeitgeist entzog“, betonte Liskow. Das erfordere Mut und Größe.

© dpa-infocom, dpa:221231-99-64752/2

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