Kirche:Katholikentag außerhalb der „Comfort Zone“ mit rotem Faden

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Werbematerial zum Katholikentag liegt auf einem Tisch während einer Pressekonferenz. (Foto: Martin Schutt/dpa)

Das Programm zum Katholikentag im säkular geprägten Erfurt möchte viele politische Entwicklungen aufgreifen. Ein entsprechender roter Faden soll das Programm durchziehen - und zwar klar ohne AfD.

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Erfurt (dpa) - Mit einem besonders politischen Programm reagiert der 103. Deutsche Katholikentag auf zunehmenden Antisemitismus, Rechtsradikalismus und Rassismus. „Demokratie-Verachtung greift um sich. Dazu kann der Katholikentag nicht schweigen“, sagte die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp, bei der Programmvorstellung am Mittwoch in Erfurt. Ein „Roter Faden Demokratie und Vielfalt“ werde sich deshalb durch das Programm ziehen. Bei etwa zwei Dutzend Veranstaltungen werde es um die Stärkung von Demokratie und Menschenrechten und gegen Diskriminierung und Hetze gehen, hieß es. Für eventuelle Störungen und Demonstrationen sehe man sich gewappnet.

Er sehe den Katholikentag als große Demonstration für die liberale Demokratie und Vielfalt für den Rechtsstaat und ein vereintes Europa, so der ZdK-Generalsekretär Marc Frings. Er betonte, dass namentlich bekannte AfD-Politiker von den Bühnen des Katholikentags ausgeschlossen bleiben. Das ZdK hatte schon im vergangenen Jahr erklärt, dass aus Sicht der Laienorganisation der Katholiken ein Haupt- und Ehrenamt in der Kirche mit einer AfD-Mitgliedschaft nicht zu vereinen sei. AfD-Landesverbände in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen werden von den jeweiligen Landesämtern für Verfassungsschutz als gesichert extremistisch eingestuft.

Zu den prominenten Gästen zählen Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD). Auch weiter mehrere Bundes- und Landesminister werden erwartet. Vor allem auf den 40 Podien wird die Politprominenz vertreten sein.

45 Veranstaltungen sind dem Bereich Ökumene zugeordnet. 150 Kulturveranstaltungen bieten Konzerte, Lesungen und Kunst. Erstmals werde es eine App zum Katholikentag geben. Auch zum ersten Mal werden auf der Kirchenmeile nicht-kirchliche Organisationen zu finden sein.

Mit Blick darauf, dass der Katholikentag mit Erfurt in einer Region, in der Katholiken zur Minderheit gehören, und in einer Zeit der Veränderungen innerhalb der Kirche stattfindet, sagte Frings: „Gerade wegen dieser Umbruchsituation ist ein Katholikentag 2024 in Ostdeutschland ein so wichtiges Signal: nicht in der „Comfort Zone“ des Katholizismus feiern und diskutieren, sondern in der katholischen Peripherie, die gleichsam das topografische Zentrum Europas ist.“

Im Streit um Programminhalte hatte der frühere Erfurter Oberbürgermeister Manfred Ruge den Vorsitz des Trägervereins für den Katholikentag zuvor abgegeben. Er hatte fehlende ostdeutsche Perspektiven bemängelt. Nun sollen mehr als 80 Veranstaltungen einen Bezug zu Thüringen, zur deutsch-deutschen Geschichte und den Erfahrungen von Christen in der DDR haben, hieß es.

Rund 500 Veranstaltungen sind zum 103. Katholikentag vom 29. Mai bis 1. Juni in Erfurt geplant - deutlich weniger als bei früheren Treffen. Die Veranstalter erwarten etwa 20.000 Teilnehmende. Damit dürfte der Erfurter Katholikentag einer der kleinsten der jüngeren Vergangenheit werden.

© dpa-infocom, dpa:240306-99-241786/2

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