Kirche - Bonn:Universität Bonn protestiert gegen Woelkis Hochschule

Bonn
Kardinal Rainer Maria Woelki, Erzbischof von Köln. Foto: Rolf Vennenbernd/dpa/Archivbild (Foto: dpa)

Direkt aus dem dpa-Newskanal

Bonn (dpa) - Die Universität Bonn protestiert gegen die mögliche Verlagerung der Priesterausbildung an eine vom Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki geförderte kirchliche Hochschule. Woelki soll die Priesterausbildung in Bonn für zu liberal halten. Kritikern zufolge will er deswegen Priesteramtskandidaten an der Kölner Hochschule für Katholische Theologie ausbilden lassen, die er in jüngster Zeit stark ausgebaut hat. Woelki selbst bestreitet, dass ihm die Ausbildung in Bonn nicht passt.

In einer gemeinsamen Erklärung wandten sich das Rektorat, der Senat und der Hochschulrat der Universität Bonn am Freitag gegen jede Bestrebung, "die Ausbildung von Geistlichen aus Bonn weg zu verlagern, insbesondere an die neue Kölner Hochschule für Katholische Theologie, deren Großkanzler der Erzbischof von Köln ist". Die exzellente Priesterausbildung an der Universität Bonn mache einen weiteren Studienstandort überflüssig.

Die Gremien der Universität verweisen auch auf das 1929 geschlossene Konkordat zwischen dem Vatikan und dem damaligen Freistaat Preußen, in dessen Rechtsnachfolge heute unter anderem das Land Nordrhein-Westfalen steht. In diesem Vertrag sei damals festgeschrieben worden, dass Bonn der Ausbildungsstandort für Geistliche im Erzbistum Köln sei. "Alle direkten oder indirekten Versuche, das Konkordat auszuhöhlen, lehnen wir ab."

Auch der oberste Katholik von Bonn, Stadtdechant Wolfgang Picken, kritisierte Woelkis Hochschulprojekt. Schon der Kostenaufwand von sechs bis acht Millionen Euro spreche dagegen. Zudem herrsche im deutschen Sprachraum ein Mangel an theologischem Lehrpersonal. "Bis die Hochschule in Köln die akademische Qualität und das theologische Know-how der Bonner Universität erreicht hat, werden Jahre ins Land gehen, wenn es denn überhaupt soweit kommt." Das Projekt werde ohne erkennbare Not enorme Ressourcen binden, sagte Picken.

© dpa-infocom, dpa:220715-99-36025/2

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: